Es war angerichtet im Lobetaler „Stadion an der einsamen Kiefer“. Bestes Fußballwetter, eine Kulisse von 249 Zuschauern, ein Bernauer Stadtrand-Derby mit einem Hauch von Spitzenspiel und mit Gästen, welche favorisiert in diese Partie gingen. „Fast die gesamte Truppe ist leicht angeschlagen“, hatte RW-Trainer Hendrik Brösel vor der Partie auf die Frage, nachdem Personalbestand geantwortet und damit die seit Wochen vorherrschende Erkältungswelle gemeint. Sein Gegenüber, Heimtrainer Tobias Michelsen, sprach von gesunden Spielern und einem gut aufgestellten Kader.

Die Körpersprache und der Einsatzwille der Hausherren in den Anfangsminuten zeigten schon an, was auf Schönow zu kommen könnte. Eingeleitete Angriffe und gewonnene Zweikämpfe wurden zum Torabschluss gebracht, die aber aufgrund der Ungenauigkeit noch in die Kategorie der Halbchancen passten. Die erste richtige Möglichkeit hatte Rüdnitz/Lobetals Maximilian Degen auf den Schlappen, als er aus dem Halbfeld diagonal angespielt wurde, in eine Eins-gegen-Eins-Situation mit Gäste-Torsteher Johannes Weinrich kam und dabei unterlag. Im Gegenzug ließ es Schönow im gegnerischen Strafraum brennen, schlussendlich aber auch ohne zählbare Wirkung. Rot-Weiß hatte in der Folge die Partie so ein wenig an sich gerissen, ohne aber in die Überzeugung zu kommen. Diese hatte auch Paul Paasche mehrmals von seinen Kollegen eingefordert, doch dem Willen dazu fehlte jegliche sichtbare Reaktion. Rüdnitz/Lobetal hingegen hatte sich mehr und mehr auf Konter eingeschworen und diese auch recht gefährlich zelebriert. Und damit hatten die Gäste auch so ihre Probleme. Doch irgendwie bekam die Brösel-Truppe diese Mängel immer wieder wegverteidigt. Die Partie lebte nur von der Spannung, in der sich auch reichlich Zerfahrenheit einschlich und es dadurch kaum Höhepunkte gab. Ein paar knackige Zweikämpfe, die bei Balleroberung zu schnell wieder hergegeben wurden, bestimmten ebenfalls die Szenerie. So dauerte es bis zur 20. Minute, ehe Schönow, zumindest etwas Nennenswertes, auf den gehüteten Kasten von Marvin Senz bekam. Rik Roelofs hatte die Stirn nach Flanke von der linken Seite hingehalten und dabei sein Ziel doch recht eindeutig verfehlt. Die Konterwelle der Hausherren ebbte immer mehr ab. Rot-Weiß belagerte die gegnerische Hälfte, aber mit fehlender Struktur und wenn es dann mal zum Abschluss kam, ohne Präzision und Kaltschnäuzigkeit. Tief durchatmen musste man auf Gästeseite, als ein Freistoß der Doppeldörfler aus dem linken Halbfeld in Gemeinschaftsproduktion per Kopf geklärt, dann aber Maximilian Degen aufgelegt wurde. Degen fackelte nicht lange, zog stramm ab, musste sich dann aber ärgern, dass der Ball knapp oberhalb des Quergebälks ins Aus ging (24.). Mit dem 1:0 nach 34. Minuten rächte sich so ein wenig der lapidare und nicht inspirierende Gäste-Auftritt. Einen unnötigen Ballverlust münzten die Hausherren hellwach in ein Anspiel auf Maximilian Degen um, der dann abgezockt die Kugel im Netz unterbrachte. Die Freude war schon riesengroß, hatte aber nur einhundertzwanzig Sekunden Bestand. Ein Gäste-Freistoß aus dem rechten Halbfeld verwertete Stefan Schulz eingelaufen am langen Pfosten mit Unterstützung des Innenpfostens. Doch damit nicht genug. In Hallo-Wach-Manier drehte Schönow in der 38. Minute die Partie und dies nicht mal unverdient, weil Effizienz auch zu den Meriten des Erfolges gehören kann. Einen lang geschlagenen Flankenball brachte Rik Roelofs per Kopfball zurück in den Fünfmeterraum, welchen sein Mitstreiter Maximilian Bachnick, ebenfalls mit der Stirn, platziert im Netz versenkte. Den Nackenschlag verdaute Rüdnitz/Lobetal zunächst mit einem vielversprechenden Konter, aber ohne zählbaren Ertrag. Schönow hingegen gab die Führung etwas mehr Struktur im Vorwärtsgang und konnte mit dieser Erkenntnis den Gang in die Halbzeitpause antreten.
Der Wiederanpfiff stand dann unvorhersehbar unter dem Motto „Hätte, Wenn und Aber“. Schönow nun im unerbittlichen Vorwärtsgang und mit Möglichkeiten, die Begegnung vorzeitig auf die endgültige Siegerstraße zubringen. Iven Eckardt war dabei der Schönower, der mindestens drei Tore hätte erzielen können, wenn nicht sogar müssen. Beim ersten Auftritt versagten ihm die Nerven, als er das leere Tor verfehlte (53.). Dann verzog er knapp aus guter Position (57.). In der 58. Minute zog er zu überhastet ab und scheiterte am überragend reagierenden Senz. RW kratzte weiter an der Ergebnisverbesserung und setzte diese auch zum 1:3 um. Einen Diagonalball bekam die SV-Defensive nicht geklärt, sodass der Ball ohne Zwischenberührung bei Maximilian Bachnick landete. Er nutzte die ihm angebotene Freiheit zur geschossenen Abgeklärtheit mit folgendem Torjubel (73.). Wer jedoch dachte, die Messen seien gesungen, sah sich getäuscht. Entlastung war für Rüdnitz/Lobetal in Halbzeit zwei bis zur 79. Minute zum Fremdwort geworden. Tizian-Pascal Grüner wurde nun zur Inkarnation des Konterspiels, als er die rechte Seite herunterlief, eine Flanke „par excellence“ servierte und sein mitgelaufener Kollege Dennis Ulbrich in Stürmermanier einlochte. Doch damit nicht genug. Der offensiv gescholtene Iven Eckardt wurde zur tragischen Schönower Figur. Sein Rückpass ins Nirvana leitete den Ausgleich zum 3:3 ein. Nutznießer dieses Fauxpas wurde Dennis Ulbrich, der dem armen Weinrich im Gästetor keine Abwehrchance ließ.
„Im Endeffekt sind wir doch auch selber schuld“, hatte Henrik Brösel seine Spielanalyse begonnen. „Mit der ersten Halbzeit war ich überhaupt nicht zufrieden. Mit allem, was der Gegner reingeworfen hat, musste man denen wohl den Tabellenführer zu sprechen und nicht uns. Dann haben wir viele gute Chancen, um die Partie frühzeitig zu entscheiden. Schlussendlich ist die Punkteteilung absolut verdient.“ Sein Rüdnitz/Lobetaler Kollege Tobias Michelsen war natürlich zufrieden und sah das Endresultat ebenfalls als sehr gerecht. „Wir haben gut angefangen und können aus meiner Sicht mit 2:0 führen. Im zweiten Durchgang schwimmen wir dann ganz schön und kommen mit einer Supermoral zurück. Ich ärgere mich nicht über den nur einen Punkt, ich freue mich darüber.“ Auf die Frage nach dem Saisonziel antwortete er wie folgt. „Wir sind gut in der Liga angekommen. Ein großes Ziel haben wir nicht. Wir wollen erst einmal die Hinrunde abwarteten und dann entscheiden, wo die Reise hingeht. Was wir auf jeden Fall wollen, die Großen ärgern. Und damit haben wir heute angefangen.“
Rüdnitz/Lobetal: Marvin Senz – Moritz Klimke, Ralf Kerstan, Tizian-Pascal Grüner, Dennis Ulbrich, Benjamin Bauer (56. Pascal Cyrol), Maximilian Degen, Daris Penka Fodjo, Lucas Karhan (50. Nico Westphal), Philipp Röpke (83. Jompe Lischewski), Pascal Schmidt (46. Tobias Bauer)
Schönow: Johannes Weinrich – Rik Roelofs (64. Matthias König), Maximilian Bachnick, Dennis Aerts (74. Emurla Musa), Tobias Münchberg, Steven Leps (46. Hannes Krüger), Stefan Schulz (46. Iven Eckardt), Pascal Bettge, Marcel Wlotzka, Peter Erdmann, Paul Paasche
Schiedsrichter: Alexander Berth (Eine rundum gelungene Spielleitung. Der Referee strahlte über die gesamte Spielzeit die Ruhe aus, die nötig war, um gerade in den hektischen Phasen den Überblick zu behalten und auch keine Angriffsfläche zu bieten. Ließ das Spiel sehr gut laufen und zog bei Bedarf wieder an. Musste in der einen oder anderen Situation sogar die Aufgaben seines 2. Assistenten übernehmen, der als Neu-Schiri wahrscheinlich seiner Aufgeregtheit Tribut zollen musste.)
SRA: Maximilian Og, Erik Herschmann
Zuschauer: 249
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Foto-Galerie 2















































