Es war angerichtet auf der Mühlenbecker Sportanlage. Knapp 300 Zuschauer, Einlauf-Kids, ein Kreisliga West-Ost-Duell und ein Top-Wetter für das Halbfinale um den Pokal der Ländräte. Am Ende gab es einen Heimsieg, der sicherlich verdient war, aber in der kurzen Spielanalyse von Mühlenbecks Coach Karsten Mielke auf die Frage nach dem Ausschlaggebenden für den Finaleinzug, keine so richtige Erklärung fand. „Das ist schwer zu sagen. Vielleicht hatten wir mehr Durchschlagskraft, eventuell waren wir auch effizienter. Schlussendlich haben wir halt unsere Chancen genutzt.“ Sein Gegenüber, Werneuchens Übungsleiter Tobias Gossel, war natürlich enttäuscht und zeigte sich deshalb in seinem Statement recht schmallippig. „Wir haben ganz einfach die erste Halbzeit verschlafen. Nach der Pause war es dann viel besser, aber die Gelb/rote Karte gegen uns hat natürlich auch Wirkung gezeigt.“

Dabei war die erste Halbzeit im Gesamten gesehen, schon nicht der erwartete Pokalfight. Viel zu viel Motor-Gestotter auf beiden Seiten, wozu die spürbare Nervosität natürlich auch beitrug. Auch die Spielkultur mit „Caro ganz einfach“, vornehmlich ausgelebt in langen Bällen, führte nur selten in zwingende Situationen und ließ die Partie in der Durchschnittlichkeit versinken. So gab es für die Gäste drei Halbchancen in der Anfangsviertelstunde, die in der Entstehung vielversprechend daherkamen, aber im Abschluss förmlich verhungerten. Das erste Mühlenbecker Rauchzeichen setzte Aurel Hameister in der 17. Minute mit seinem aussichtsreichen Schuss knapp neben dem Kasten, dem aber im Nachgang eine Abseitsposition bescheinigt wurde. Auch der Freistoß aus mittlerer Position an der Strafraumkante, getreten durch Oemer Burak Koc, verfehlte klar sein Ziel (19.). Während die Betriebstemperatur unter den Aktiven immer noch Kältegrade aufwies, waren die Übungsleiter nun diejenigen, welche in ihrer Unzufriedenheit verbal lautstark zur Motivation aufriefen. Doch so richtig sprang der Funke nicht über. Eine Doppelchance der Hausherren führte dann zur Führung. Die Flanke von der rechten Seite verwertete Oemer Burak Koc mit einem Schuss aus dem Rückraum, welcher in der vielbeinigen Gästeabwehr hängenblieb. Der abgewehrte Ball wurde wieder von rechts geflankt, diesmal aber flach. Im Abwehrgestochere hatte auch Benjamin Richter seinen Fuß dabei, der die Kugel dann unglücklich ins eigene Tor bugsierte (31.). Die zu erwartende Reaktion der Gäste blieb erst einmal aus. Germain Pötzsch leitete zwar in der 36. Minute einen Angriff ein und kam nach Zuspiel wieder in Ballbesitz, doch sein Schüsschen brachte keine große Gefahr. In gleicher Minute konterte Mühlenbeck in Persona Myles Delling, der aus dem Zweikampf heraus nur den linken Pfosten traf. Richtung Halbzeitpfiff zog die Partie merklich an, besonders auf emotionaler Schiene. Aber auch eine bessere Chancenquote machte von sich reden. Dies rief Schiedsrichter Sebastian Jahn immer mehr auf die Bühne. Eine bis dato leicht zu leitende Begegnung rutschte nun durch eine nachvollziehbare Dreifach-Verwarnung immer mehr ins Unverständnis von Spielern und Offiziellen, was auch zu intensiven Gesprächsunterbrechungen führte.
Der zweite Durchgang brachte erst einmal keine spürbare Qualitätsverbesserung. Noch immer war das Mittelfeld die Hauptbegegnungsstätte, jetzt aber im Aufeinandertreffen mit wesentlich mehr Schmackes. Auch Referee Jahn und seine Entscheidungen wurden mehr und mehr zum Diskussionsgrund. Inzwischen hatte Werneuchen Routinier Falko Eckhardt eingewechselt, der die Offensivbemühungen sichtbar belebte. So bereitete er auch den Ausgleich vor. Ein langer Einwurf durch Eckhardt konnte im Fünfmeterraum der Hausherren nicht konsequent geklärt werden, was Casey Lüdecke aus Nahdistanz ausnutzte (48.). Richtig Dampf in die Partie brachte die Ampelkarte für Werneuchens Sebastian Beck, nachdem er vorverwarnt, aus Sicht der Referees unangemeldet, wieder aufs Spielfeld kam. „Ich hatte das zwar angezeigt, aber scheinbar missverständlich. Das muss ich dann auf meine Kappe nehmen“, hatte Gästecoach Gossel die Situation im Nachgang erklärt. Die Unterzahl war in der Folge kaum erkennbar. Die Partie lebte jetzt von rassigen Zweikämpfen und musste aber auch mit dem Mangel der Zähflüssigkeit akzeptieren. Viele Nebenschauplätze, Unterbrechungen und Gesprächsrunden lähmten den Spielfluss. Der Gedanke, die Partie könnte in die Verlängerung gehen, machte sich immer breiter. Nach gut fünfundsechzig Minuten hatten sich die Gemüter wieder heruntergekühlt und Mühlenbecks Trainer Mielke mit der Einwechslung von Adnan Nezirevic das richtige Näschen bewiesen. Zwei Versuche des Stürmers scheiterten noch, doch beim dritten Anlauf zappelte die Kugel im Gästenetz. Beim Anspiel von der rechten Seite nutzte er alle Freiheiten, legte sich den Ball zurecht und ließ Gästeschlussmann Simon Brunkal keine Abwehrchance (81.). Damit hatte Mühlenbeck den nicht ungefährlich agierenden Gästen mit dem gut aufgelegen Falko Eckhardt so ein wenig den Zahn gezogen. Trotzdem lag der Ausgleich in der Luft, und dies zu hundert Prozent. Ein klares Foulspiel im Fünfmeterraum ahndete Jahn sofort und ließ sich im Nachgang auch nicht umstimmen. Germain Pötzsch trat an, scheiterte mit halbhohen Schuss am gut reagierenden Cedric Bonk, bekam abprallend den Ball wieder serviert und setzte diesen knapp links kläglich neben den Kasten. Ganz anders, Mühlenbecks Adnan Nezirevic, der mit dem 3:1 in der 89. Minute die Partie entschied und zum Matchwinner aufstieg. So ein wenig wurde der Treffer zur Blaupause, mit einer Flanke von der rechten Seite und der freien Verwertung des Doppeltorschützen. Die Messen waren nun ergebnistechnisch gesungen. Doch in puncto Fairness präsentierten sich die Gäste dann unverständlicherweise als schlechte Verlierer. Erst holte sich Sebastian Böttcher glatt rot ab, nachdem er sich außerhalb des Sichtkorridors des Referees zu einer Tätlichkeit hinreißen gelassen hatte. Doch da hatte er die Rechnung ohne Schiedsrichterassistent Leon Jahnke gemacht, der die Situation beobachtete und unverzüglich seinem Chef informierte (90.+5). Die Partie war längst abgepfiffen, doch die Diskussionen mit dem Schiedsrichtergespann ebbten nicht ab. Marvin Cornelius beleidigte in diesem Rahmen die Schiedsrichter und wurde dafür ebenfalls mit der Roten Karte belangt.
Mühlenbeck: Cedric Bonk – Niklas Stricksner, Tobias Jäkel (67. Adnan Nezirevic), Maron Hoyer, Myles Delling, Aurel Hameister (90.+1 Maurice Arndt), Hannes Stier, Oemer Burak Koc (90.+1 Adrian Zuka), Alexander Dittrich, Sergej Krasnikov (90.+1 Markus Dunkel), Paul Michael Schüler (46. Felix Krüger)
Werneuchen: Simon Brunkal – Sebastian Beck, Chris Winkelmann (70. Marvin Cornelius), Eric Müller, Nico Sabrowski (70. Marc Fuhrmann), Christoph Kuntze, Benjamin Richter (70. Felix Winter), Pascal-Maximilian Kose (46. Falko Eckardt), Sebastian Böttcher, Germain Pötzsch, Casey Lüdecke
Schiedsrichter: Sebastian Jahn (Der Referee machte im ersten Durchgang vieles richtig und gut, kommunizierte viel, verzichtete nachvollziehbar auf persönliche Strafen und verschaffte sich damit den nötigen Respekt. Doch als die Partie kurz vor der Pause und besonders in der zweiten Halbzeit merklich anzog und auch emotionaler wurde, machte er zwar keine klaren Fehler, wirkte aber im „Verkauf“ der Verwarnungen und Platzverweise viel zu hektisch und dadurch auch überfordert und angreifbar. Auch das oft zu späte Ahnden von Foulspielen führte zu nachvollziehbarem Unverständnis. Leider fehlte den Probanden im Gegenzug das Verständnis und im Ansatz die Umgangsformen, was sich schlussendlich in der konsequenten Anwendung der persönlichen Strafen auswirkte. Mehr Contenance miteinander hätte einiges vermeiden können. Und dies auch bei aller verständlichen Brisanz.)
SRA: Leon Jahnke, Max Tilliger
Zuschauer: 289































































































