POKAL DER LANDRÄTE, 2. Runde, SV Beiersdorf – FSV Fortuna Britz 90 0:6
Früher hätte man bei einem 0:6 einen Nichtantritt vermutet. Manchmal sprach man auch von einem halben Dutzend. Schlussendlich erreicht der Landesklassenabsteiger aus Britz die nächste Runde im Kreispokal beim SV Beiersdorf, dem Vertreter aus der 1. Kreisklasse Mitte.

Von Gästeseite war vor der Begegnung schon zu vernehmen, dass man die Aufgabe sehr ernst und voller Konzentration angehen werde. Die Beiersdorfer, die ohne ihren Coach Steffen Gloge auskommen mussten, sahen sich in die Außenseiter-Position gepresst und gingen die Partie auch genauso an. Dabei spielte die trockene und unebene Spielfläche eine ganz große Rolle, welche im Bereich der Ballkontrolle den einen oder anderen Atemstillhalter auslöste und so manch eine Kapriole produzierte. Die Heimtruppe stand tief, versuchte resolut zu verteidigen, was nicht immer gelang. Fortuna hatte die gegnerische Hälfte in Beschlag genommen und war auf die Suche nach klaren Möglichkeiten gegangen. Eine Halbchance für die Gäste nach einem Eckball, die nicht wirklich Gefährlichkeit ausstrahlte, landete durch ein Selbsttor des sehr unglücklich agierenden Björn Borg im eigenen Netz (6.). Wer nun vermutete, dass Britz damit den prägenden Faden der großen Überlegenheit gefunden hatte, sah sich getäuscht und musste erst einmal abwarten. Beiersdorf hingegen machte offensiv nur von sich reden, wenn einer der langen Bälle auch ankam. Dies passierte zwar nur sporadisch, wäre aber in der ein oder anderen Situation bei mehr Kaltschnäuzigkeit und Mut zumindest in Gefährlichkeit umgeschlagen. Dass jenes auch erfolgreich hätte sein können, präsentierte die 16. Minute. Ein schnörkellos vorgetragener Angriff über drei Stationen ließ die Gäste durchschnaufen, als Sven Grzelachowski frei zum Schuss kam, den Ball aber nicht richtig traf und dann eindeutig neben den Kasten setzte. So musste Gästekeeper Kevin Wilkesmann nur selten eingreifen und verlebte eine ruhige erste Halbzeit. Stattdessen machte Fortuna das 0:2. Und wieder konnte man den Beiersdorfern einen großen Anteil am Gegentor bescheinigen. Bei der Flanke von der rechten Seite verschätzte sich SV-Keeper Sebastian Falk und gab somit Arthur Holzmann die Möglichkeit, die Kugel frei stehend einzunetzen (20.). Bereits zu diesem Zeitpunkt war klar, dass Britz den Sprung in den Lostopf zu nächsten Pokalrunde buchen konnte. In der Folge bestimmten weiterhin die Gäste und auch die angesprochenen Bodenverhältnisse das Geschehen. Die Heimtruppe blieb im sporadischen und mit Hoffnung gespicktem “Long-Ball-Modus“ und verteidigte im Gegenzug intensiv mit den sich bietenden Tugenden einer angehauchten Kreisklassen-Rustikalität. Dabei wurde es aber in keiner Phase der Partie irgendwie richtig unfair.
FSV-Übungsleiter Enrico Jürgens kritisierte in der Halbzeitansprache die etwas luftige Abwehrarbeit seiner Jungs, welche für den zweiten Durchgang kaum noch ins Gewicht fiel. Denn mit den beiden Strafstoß-Treffern zum 0:3 und 0:4 war der Beiersdorfer Bann endgültig gebrochen. Den ersten Elfer verwandelte Arthur Holzmann souverän, nachdem er im Zweikampf unsanft und regelwidrig im rechten Strafraumbereich zu Fall gekommen war (50.). Die Entstehung des anderen Strafstoßes zeigte schon närrische Züge. Beim Versuch den Ball abzuwehren, prallten Sebastian Falk und Brian Reinicke-Böttcher zusammen und nahmen sich so die Möglichkeit in eine klare Situationsklärung zu kommen. Reinicke-Böttcher versuchte krabbelnd den Ball zu erreichen, schob dabei mit den Händen das Spielgerät weg, was Referee Alexander Hentze korrekterweise dazu bewegte auf den Punkt zu zeigen. Abdalmhymn Kablawi übernahm die Verantwortung und ließ dem armen Beiersdorfer Schlussmann keine Chance (58.) Angetrieben von Enrico Jürgens blieb Britz weiter am Drücker und leitete zusehends eine schmerzliche Schlussphase für die Hausherren ein. Denn die stark abnehmende Kondition rüttelte am inneren Schweinehund, der in der gelebten Abwehrschlacht nun dringend benötigt wurde. Doch die Moral der Beiersdorfer stimmte. Britz kam nur noch zu zwei Treffern, erzielt durch Marc Seifert und Marc Fahrenheim, der das zweite Eigentor produzierte (82., 86.). Wenn man das Haar in der Britzer Suppe suchen müsste, wäre es die Chancenverwertung, welche zum Teil kläglich daherkam. Besonders zu erwähnen war hier die Situation in der 88. Minute, als drei Versuche in Peinlichkeit untergingen. Aus Nahdistanz wurde zweimal von den leidenschaftlich agierenden Hausherren gerettet und einmal stand der Querbalken im Wege. Schlussendlich steht für Britz das Weiterkommen im Vordergrund. Beiersdorf hingegen wird sich auf den Ligaalltag konzentrieren müssen, denn da hat die Truppe nach zwei Spielen eine Null in der Punkteleiste zu stehen.
Das Schiedsrichter-Kollektiv unter der Leitung von Alexander Hentze machte einen guten Job. Man muss aber auch ehrlich sein und den Spielern einen fairen Umgang miteinander attestieren. Dadurch war es im Ganzen gesehen ein ruhiger Nachmittag für den Spielleiter, der sich nicht darüber ärgern sollte, was da so in der zweiten Halbzeit unberechtigterweise aus dem heimischen Zuschauerlager lautstark kommuniziert wurde. Das ist halt der Dorf-Fußball, und dies sei absolut positiv gemeint. Da gehört das „Gelaber“ einfach dazu.
Wen es interessiert, die Statistik zum Spiel findet man hier.
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