Fußball kann moralisch so brutal sein …

LANDESKLASSE NORD, 4. Spieltag, BSV Rot Weiß Schönow – FSV Schorfheide Joachimsthal 2:1

Den Kopf gesenkt und in sich gekehrt, ließ Schorfheides Coach Andy Lindt den Hausherrenjubel kurz nach Abpfiff über sich ergehen. Es war ein bitterer Moment, den seine Truppe in der 93. Minute erleben musste, als sich Schönows Sturmtank Maximilian Bachnick auf den Weg machte, um Joachimsthals Keeper Luca Meng zu überlupfen und damit die rot weiße Seele vollends beglückte. „Grundsätzlich sind wir konditionell sehr gut aufgestellt. Trotzdem hat uns die Krankheitswelle unter der Woche ein wenig die Luft genommen“, so die Begründung für die offensichtlichen Verschleißerscheinungen im zweiten Durchgang, die scheinbar dann doch die Hauptursache für das niederschlagende Ende darstellte. „Ein wenig bin ich schon enttäuscht von beiden Teams. Nach der sehr guten ersten Halbzeit wurde der Faden verloren und schlussendlich hätte das Spiel keinen Sieger verdient“, so die Meinung von Lindt zum gesamten Spielgeschehen. Sein Gegenüber, Schönows Übungsleiter Florian Gerber hatte in puncto Ergebnisverdienst dann doch eine etwas andere Meinung. „Ich finde schon, dass wir verdient gewonnen haben. In der ersten Halbzeit haben wir viel Aufwand betrieben und uns nicht belohnt. Im Gesamten hat meine Mannschaft mehr für das Spiel getan. Mein Eindruck war auch, dass die Joachimsthaler in Hälfte zwei auf ein Unentschieden aus waren. Wir haben uns hinten heraus schon schwergetan, aber weiterhin an uns geglaubt.“

Während Gästetrainer Lindt im Vorgespräch zur Partie acht personelle Ausfälle kommunizierte, war von diesem Hindernis erst einmal nichts zu spüren. Es wurde eine rassige Partie, die mit allem, was so ein Spiel interessant und spannend macht. Galligkeit, Spielwitz und Offensiv-Hunger prägten die Anfangsphase. Dabei bevorzugten die Gäste das Abschließen der Angriffe aus der zweiten Reihe, die schon einen gewissen Eindruck hinterließen. Die Hausherren entfachten in der 7. Minute den ersten kleinen Brandt im FSV-Strafraum, den Keeper Luca Meng im Nachfassen entschärfte. Die Begegnung blieb weiterhin auf hohem Niveau, mit etwas mehr Halbchancen auf der Gästeseite. Ein Pfiff durch Referee Cedric Molowitz in der 16. Minute mit einem klaren Fingerzeig auf den Elfmeterpunkt im Schönower Strafraum brachte die hundertprozentige Möglichkeit für die Schorfheider in Führung zu gehen. Nick Wojahn wurde an der rechten Strafraumkante klar regelwidrig von den Beinen geholt. Julius Schneider übernahm die Verantwortung und brachte die Kugel aus der Rubrik „Weder Fisch noch Fleisch“ auf den Weg. Heimkeeper Enrico Müller roch den Braten und hielt für seinen rot weißen Farben die Null. Während Schönows Topstürmer Bachnick noch weitestgehend blass blieb, übernahm sein Mitstreiter Iven Eckardt immer mehr die Initiative und kam dabei verstärkt zu guten Abschlüssen. Genauso rückte Schorfheides Schlussmann Luca Meng immer mehr in den Blickpunkt, der sich gerade mit Eckardt in ein ums andere Duell begeben musste. Eine sehenswerte Kombination über vier Stationen organisierte die nächste gute Chance für die Heimelf. Niklas Gebhardt war das Ende der Kette, doch seinem Schuss fehlte die Präzision und landete in den Armen von Meng (33.). Während Schönow jetzt etwas mehr an der Führung knabberte, machten die Gäste aus einer Standardsituation das 0:1. Ein Freistoß aus dem linken Halbfeld, Richtung langem Pfosten geschlagen, verwertete Christian Lorenz per Kopfball über BSV-Torsteher Müller hinweg zum aus Schönower Sicht nüchternen Rückstand. Dabei zeigte sich die Heimabwehr inklusive Keeper nicht sehr sattelfest. Der Ball war lange in der Luft und dadurch auch berechenbar (42.).

Zum Wiederanpfiff veränderte sich die qualitative Lage der Partie vom Spitzenfußball zum Liga-Mittelmaß. Dem Spiel war vieles verloren gegangen und als Ursache dafür scheinbar in der abbauenden Kondition zu suchen. Schönow übernahm immer mehr die Regie, ohne groß in die Chancenkreation zu kommen. In der 58. Minute eröffnete sich eine Möglichkeit für das Heimteam, die der nimmermüde und auffälligste Hausherren-Akteur Iven Eckardt für den nun verdienten Ausgleich nutzte. Das Spiel schleppte sich, vorrangig im Mittelfeld, mit wenig zielbringendem. Dabei bauten die Gäste immer mehr ab und unterstrichen in ihrer Spielweise die These von Florian Gerber, den einen Punkt mitnehmen zu wollen. Dies wäre fast aufgegangen, wenn Bachnick in der Nachspielzeit bei seiner Ballannahme konsequenter gestört worden wäre und der Goalgetter nicht die gezeigten Qualitäten hätte. Der Schönower Jubel kannte jedenfalls keine Grenzen.

Schiedsrichter Cedric Molowitz zeigte in dieser Partie zwei Gesichter. Im ersten Durchgang konnte man von einer sehr souveränen und überzeugenden Leitung sprechen. Die großzügige Zweikampfbewertung passte absolut zum Spiel und wurde so auch sichtbar angenommen. Genauso wie die Spielqualität in Durchgang zwei merklich abbaute, passte sich der Referee diesem Umstand nahtlos an. Klarste Einwurf-Situationen wurden falsch bewertet und verpflichtende persönliche Strafen weggelassen. Gerade im letzten Punkt konnte auch der ein oder andere Spieler von Glück reden, die Partie, ohne eine Kartenbewertung überlebt zu haben. All das führte zu vermeidbaren Diskussionsrunden und auch verständlichem Unmut.

Statistiker finden hier die Info’s zum Spiel.

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