Wenn am Scheideweg in der hoffnungsvollen Richtung eine Wand steht …

BRANDENBURGLIGA, 9. Spieltag, TSG Einheit Bernau – TuS 1896 Sachsenhausen 0:1

Elf Spiele hat die TSG bis dato in der Brandenburgliga absolviert. Und nur zwei Siege auf die Habenseite gebracht, den Rest verloren. Nackte Zahlen, die Bände sprechen könnten und für die Moral nun mal nicht die besten Voraussetzungen sind. Von nicht immer schlechten Partien war von Bernauer Seite vor dem Anpfiff zu hören, gepaart mit der viel zitierten Kopfsache und fehlendem Spielglück. Als das gehört zum Fußball und zum Sport im Allgemeinen dazu und zeigt als nackte Realität die Rote Laterne für die TSG am Tabellenende. „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß“, hatte der Stadionsprecher über den Äther kurz nach Spielende die Partie für das Heimteam zusammengefasst und damit auch irgendwie den Nagel auf den Kopf getroffen.

Dabei begann das Spiel auf dem Kunstrasen am Bernauer Wasserturm eigentlich wie immer. Intensität, gepaart mit dem Willen, Oberwasser zu erlangen, erzeugten einen großen Spannungsbogen. Von Verunsicherung der Heimelf war nichts zu spüren. Einheit überzeugte zunächst und brachte sich in der Spielgestaltung etwas mehr ein als die Gäste, die im Gegensatz zu den Hausherren aus den letzten erfolgreichen Wochen mit breiter Brust auflaufen konnten. Doch das Aufeinandertreffen ließ einem schon früh erahnen, dass diese Partie nur über das Kriterium der Effizienz in die Entscheidung gehen würde. Während zwischen den Strafräumen viel gekämpft wurde und die Ballbesitz-Quote oft in angehauchter Hektik wechselte, litten die Torhüter unter Beschäftigungsarmut. In der 16. Minute war es dann der Bernauer Tom Gericke, der sich zweikämpfend durchgetankt hatte und auch zum Abschluss kam, dann aber knapp sein Ziel verfehlte. Keine Minute später kam auch Sachsenhausen zur ersten Chance und diese führte gleich zur Führung und zum Tor des Tages. Andor Müller, der TuS-Tore-Garant, wurde an der Strafraumgrenze angespielt, nahm die Kugel mit dem Rücken zum Tor in Besitz und versenkte das Spielgerät aus der Drehung unhaltbar im unteren linken Eck. Bernau schien keineswegs geschockt und arbeitete weiterhin am Vorwärtsgang. Doch das Manko der fehlenden Zielstrebigkeit und zum Teil auch der Ungenauigkeiten in den Anspielen blockierten das Kreieren von zwingenden Möglichkeiten und damit auch verbundenen Überzeugung. Es blieb beißend im Mittelfeld, ohne dass der Nervenkitzel abfiel. Denis Duraku unterbrach mit einem Schuss auf den TSG-Kasten aus gut achtzehn Metern die Auseinandersetzungen im Mittelfeld, aber so richtig gefährlich wurde es dabei auch nicht (26.). Knackiger machte es Marcel Schlee für seine Einheit in der 30. Minute, dem aber schlussendlich bei seinem Schuss ein paar Zentimeter zum Ausgleich fehlten. Praktisch im Gegenzug wieder ein Gästeversuch, getreten von Dominic Schöps aus der zweiten Reihe, den Heimkeeper Steve Jarling ohne große Probleme entwertete. Und irgendwie passte die nächste Bernauer Offensivaktion in das Muster dieser Partie. Eine flache Eingabe rutschte durch den Strafraum Richtung langem Pfosten, wo sich Enis Hot offensichtlich nicht entscheiden konnte, mit welchem körperlichen Engagement er der Ball verwerten könnte (38.).

Ohne personellen Austausch setzte der zweite Durchgang nahtlos an. Einheit kam in der 53. Minute gefährlich vor den Kasten von Nick Schrobback, der sich bei seinem Kollegen Leon Weigt bedanken konnte. Marcel Schlee verwertete einen Rückpass nach sehenswerter Vorarbeit mit einem etwas verunglückten Schuss, den Weigt per Kopfball für seinen wohl nicht mehr eingreifenden Torhüter entschärfte. Während beide Teams mit sporadischen Halbchancen im Vorwärtsgang agierten, tauchte die Partie im Allgemeinen immer mehr in die Zerfahrenheit ein. Auch die schon angespannte Gefühlswelt wurde noch spürbarer. Dabei hatte man sich auch auf das Schiedsrichter-Team eingeschossen, welches bei fast jeder Entscheidung mit Kommentaren leben musste. Auch das Lamentieren rund um Zweikampfbewertungen erschwerte die Gemengelage zusehends. Einheit kratzte am Ausgleich. Besonders in der 75. Minute, als Paul Peschke zu Maik Gragert durchsteckte und der im Versuch spitzelnd an Schrobback vorbeizukommen, am Keeper scheiterte. Der Zeitfaktor sprach immer mehr gegen Einheit. Die Emotionen kochten in der Nachspielzeit noch einmal Richtung Siedepunkt. Eine Rudelbildung vor der Bernauer Bank blieb im Handgemenge unübersichtlich. Schiedsrichter-Assistent Felix Schmidt stand seinem Chef Max Stramke beratend zur Seite und hatte Maximilian Fildebrandt als einen der Hauptverdächtigen ausgemacht. Fildebrandt musste mit glatt Rot vom Platz, was in der Folge auf großes TuS-Unverständnis traf und noch einige verbale Auseinandersetzungen nachfolgen ließ. Schlussendlich feierten die Gäste lautstark nach einer Partie, welche nüchtern betrachtet, wohl keinen Sieger verdient hatte.

Schiedsrichter Max Stramke und seinen beiden Kollegen Felix Schmidt und Jakob Spielmann waren in dieser Partie nicht zu beneiden. Ein Spiel, kaum ohne Atempause, emotional und in den Zweikämpfen knackig geführt und mit vielen knappen Abseitsentscheidungen bestückt, forderte besonders dem Referee einiges ab. Dabei strahlte er viel Ruhe und Gelassenheit aus, ließ sich auch in keiner Phase beeinflussen. Auch wenn es den Kritiker missfallen wird, ist ihm eine solide und gute Leistung zu attestieren.    

Den statistischen Beleg zur Partie findet man hier.

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