Derby-Time in Marienwerder rüttelt an der Orts-Idylle …

1. KREISKLASSE OST, 9. Spieltag, SV Freya Marienwerder – FSV Schorfheide Groß Schönebeck 0:1

Es ist schon ein sehr idyllischer Ort, das Marienwerder vor den Toren zur Schorfheide. Doch wenn die Fußball-Truppe aus dem benachbarten Groß Schönebeck zum Derby vorbeischaut, dann ist es vorbei mit der Ruhe im Paradies, zumindest für die nachmittäglichen Stunden.

Die Brisanz der Begegnung lag aber nicht nur im Ortsvergleich. Sondern auch im tabellarischen Aufeinandertreffen, bei dem sich beide Teams tief im Liga-Keller befanden und auch nach der Begegnung immer noch befinden. Die Suche nach Stabilität und Selbstvertrauen war die Intension, von denen wohl nur die Gäste schlussendlich profitierten.

Dabei begann die Partie schon sehr verheißungsvoll. Denn nach nicht einmal zwei Minuten klingelte es zum ersten Mal im Kasten von Freya-Keeper Christoph Lehmann. Der schaute schon etwas bedröppelt die im Netz liegende Kugel an, welche ihm Felix Räder von der linken Außenlinie, Höhe Strafraumkante, in den rechten Winkel genagelt hatte. Räder war es auch, der in der Folge zum Standard-König mutierte. Alles, was aus der zweiten Reihe per Freistoß versucht wurde zu versenken, konnte ihm zugeschrieben werden. Doch mit der Zielgenauigkeit und der Schärfe der Schüsse haperte es in der Folge, sodass die knappe Führung kaum Sicherheit für die Gäste bedeutete. Es war kein Qualitäts-Feuerwerk, was das auf Augenhöhe befindliche Aufeinandertreffen darbot. Spannung, rassige Zweikämpfe und zwei Fan-Lager, die sich lautstark in das Spielgeschehen einbrachten, sorgten dafür, dass die herbstlichen Temperaturen nicht zum Auskühlen beitrugen. Aus dem Spiel heraus lief nur wenig Nennenswertes zusammen. Da regierte eher „Kumpel Zufall“, wie bei der ersten Möglichkeit für die Hausherren. Schorfheide bekam die Situation nicht geklärt, sodass Steve Kosse per Heber über Gäste-Keeper Julius Zimmermann sein Glück versuchte und Pech behaftet nur das Aluminium touchierte und der Ball im Aus landete (16.). Eines wurde mit zunehmender Dauer immer klarer und untermauerte den tabellarischen Zustand beider Mannschaften. Der Vorwärtsgang war einfach zu fehlerhaft und bremste dadurch die Kreation zielbringender Angriffe aus. Hinzu gesellten sich qualitative Mängel in den Basics, was immer wieder zu Ballverlusten führte. Was beiden Teams ebenfalls fehlte, war der Fakt, daraus irgendwie erfolgbringendes Kapital zu schlagen. Die Partie schleppte sich, mit ein paar Halbchancen und eingestreuten, teils auch recht rustikal geführten Zweikämpfen. Die Emotionen hielten sich auf dem Feld aber in Grenzen. Wenn etwas hochköchelte, war es die besonders von Gästeseite lautstarke Fan-Unterstützung. Trotzdem blieb es im Allgemeinen recht fair. Richtig gefährlich wurde es erst wieder in der 37. Minute. Steve Kosse kam zu seiner nächsten Möglichkeit nach einem Eckball per Kopfball, den er nur Zentimeter neben das Tor setzte.

Mit der knappen Führung der Gäste setzte die Begegnung niveautechnisch im gleichen Maße dort an, wo diese in Halbzeit eins endete. Die Intensität zog zwar wieder an, aber die erhoffte Chancenflut, besonders der Heimtruppe, blieb weiterhin aus. Dem Bemühen konnte niemand etwas absprechen, doch dem Unterfangen mangelte es ganz einfach an Griffig- und Kaltschnäuzigkeit. Zu sehr wurde auch unkontrolliert gespielt, was dem Zufall Tür und Tor offenhielt und sich dabei keiner herauskristallisierte, dies für sich in die Lohntüte zu bringen. Freya hatte die Machtverhältnisse an sich gerissen und Richtung Spielende die leichte Brechstange hinzugefügt. Groß Schönebeck hingegen konzentrierte sich nun auf „Laden dicht“ und offensiv aufs Kontern. Dabei konnte man sich bei den Schorfheidern schon glücklich schätzen, dass die Heimtruppe in Ansätzen gute Möglichkeiten erarbeitete, aber im Abschluss zu stümperhaft und auch glücklos agierte. Schlussendlich jubelten die Gäste und sehr lautstark und farbenfroh der mitgebrachte Anhang.

„Wir haben unverdient verloren“, begann Freya’s Übungsleiter Jörg Möller sein Statement kurz nach Spielende. „Uns hat ganz einfach der Abschluss gefehlt, um wenigstens einen Punkt zu holen. Das Spiel lag eindeutig auf unserer Seite, wir haben halt kein Tor geschossen. Ich bin erst seit kurzem hier Trainer. In meiner Zeit haben wir schon Punkte geholt, aber man muss auch ganz ehrlich sein, wir stehen nicht ohne Grund da unten.“ Sein Gegenüber, Gäste-Trainer Steffen Wolff, war natürlich nicht enttäuscht über das Endergebnis. „Wir haben ein absolutes Stürmerproblem und dazu auch momentan eine dünne Personaldecke. Es musste heute, wie auch in den letzten Wochen, sehr viel umgestellt werden. Für uns war vorrangig, hinten sicher zu stehen, weil wir in der Vergangenheit einfach zu viele Tore kassiert haben. Das ist uns ganz gut gelungen.“

 Schiedsrichter Henry Reinicke zählt sicherlich zu den Routiniers im Fußballkreis. Mit seiner Äußerung „Denkt bitte daran, ich bin hier alleine.“, hatte er der aufkommenden Kritik entgegengehalten und damit absolut den Nagel auf dem Kopf getroffen. Sicherlich war die ein oder andere Entscheidung nicht immer glücklich gesetzt. Trotzdem hatte er die Partie weitestgehend unter Kontrolle und eine für den neutralen Beobachter gute Leitung hingelegt. Auch das korrekte Setzten der persönlichen Strafen in Halbzeit eins hatte sichtbare Folgen für die Partie. Groß Schönebeck erkannte das Risiko in Unterzahl zu geraten und wechselte noch vor dem Pausentee aus.  

Alles Offizielle zum Spiel findet man hier.

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