KREISOBERLIGA OHV/BAR, 17. Spieltag, FSV Bernau II – BSV Rot-Weiß Schönow 2:6

Die FSV-Reserve war im Kalenderjahr 2024 noch ungeschlagen und konnte dabei mit einem Kantersieg gegen den FC Kremmen aufhorchen lassen. Etwas kurios schien dagegen das Ergebnis des Staffelfavoriten aus Schönow, der eine Woche zuvor gegen genau diese Kremmener mit vier eingeschenkten Buden und einer Niederlage auf die Heimreise geschickt wurde. Die Serie der Bernauer endete nun in diesem Orts-Derby, und dies recht schmerzlich.

Pünktlich 12 Uhr mittags hatte der sicher amtierende Referee Christopher Witte die Begegnung angepfiffen und damit eine rassige und leidenschaftlich geführte erste Halbzeit auf den Weg gebracht. Drei Minuten waren vergangen, da hatte Bernau über die rechte Seite einen Angriff gestartet. In Überzahl schaffte die Defensiv-Abteilung der Gäste den agilen Lukas Schönborn nicht zu stoppen, der flach aus angespitztem Winkel links unten einnetzte. Die Begegnung hatte in der Folge alles, was man sich von einem Nachbarschafts-Treffen erhoffte. Ein Freistoß aus dem linken Halbfeld, bei dem es Schiedsrichter Witte versäumte, den zeitlich Spielfortsetzungsrahmen zu kommunizieren und im Nachgang einiges an Diskussionen produzierte, ließ es im FSV-Strafraum zum ersten Mal brennen. Viel Gestochere und ein Schuss über den Kasten durch Maximilian Bachnik beendeten diese verheißungsvolle Situation (9.). Keine einhundertzwanzig Sekunden später ein Pfiff und der Fingerzeig Richtung Bernauer Strafstoßpunkt. Witte’s Gestik zeigte ein Schieben oder einen unverhältnismäßigen Arm-Einsatz an, welcher nicht wirklich für alle nachvollziehbar war. Der Protest der Heimtruppe hielt sich aber in Grenzen. Routinier Dennis Aerts verlud Tibor Laszlo bei seiner Elfer-Ausführung und eröffnete damit eine noch intensivere Phase (13.). Schönow hatte schon Probleme, seiner Favoritenrolle gerecht zu werden. Bernaus Landesligareserve zeigte sich sehr gallig und Zweikampf freudig und bereitete den Gästen einiges an Kopfzerbrechen für Offensivlösungen. So halfen dem Momentan-Tabellenführer nur ein paar Standards, um gefährlich zu werden. Wie die Möglichkeit durch Stefan Schulz, der nach einem Eckball und einem Abpraller zu einem verunglückten Abschluss kam (15.). Schulz war es, der einige Anläufe in Halbzeit eins aufgelegt bekam und dabei auch schon mit sich hadern musste. Bernau hingegen zeigte sich extrem effektiv und erzielte in der 22. Minute die erneute Führung. Max Schulz war der Torschütze und kam in der Entstehung genau wie beim 1:0 zum Torerfolg. Schönow steckte nicht auf und begann nun die Partie immer deutlicher zu übernehmen. „Für mich war die erste Halbzeit eine sehr schlechte“, hatte BSV-Trainer Hendrik Brösel im Nachgang den Auftritt seiner Jungs moniert und dabei doch etwas zu negativ argumentiert. Zwar hatte Bernau durch Max Schulz die dritte Bude auf den Füßen, scheiterte aber am überragend reagierenden RW-Torsteher Johannes Weinrich (27.). Die Zeit des Stefan Schulz war angebrochen. Er brauchte fünf Minuten für zwei Treffer und dem Fakt, dass die Favoriten-Truppe aus Schönow die Begegnung jetzt auch ergebnistechnisch gedreht hatte. Beim Ausgleich wurde er Nutznießer eines langen Einwurfs durch Dennis Aerts und der Kopfballverlängerung in den Fünfer, wo sich Schulz dann im Luftkampf mit der Stirn durchsetzte (29.). Die Führung zum 2:3 bereitete Tobias Münchberg vor, der sich sehr sehenswert zur linken Grundlinie durchtankte und per Flanke Schulz bediente (34.). Den Mantel des Matchwinners hatte Schulz schon vom Haken genommen und diesen sicherlich mit großem Verdienst überstülpen können, wenn er seine zwei, drei sehr guten Möglichkeiten genutzt und seinem Team eine ruhige Restspielzeit verschafft hätte. Bernau tauchte offensiv immer mehr ab und machte in der Nachspielzeit in Persona des bereits verwarnten Lucas Schönborn von sich reden. Eine Freistoßentscheidung im Mittelfeld gegen die Heimmannschaft konnte Schönborn nicht unkommentiert lassen. Als die Sache dann eigentlich schon erledigt war, wurde verbal noch einmal nachgelegt, was Schiedsrichter Witte konsequent per Ampelkarte quittierte (45.+1).

Die knappe Halbzeitführung der Gäste machte schon Hoffnung auf ein Aufbäumen der Bernauer. Doch dies blieb gänzlich aus. Allein die Körpersprache vermittelte keinen Willen, der Partie noch einmal eine Wende zu geben. Stattdessen hatte Stefan Schulz noch einmal einen gewinnbringenden Auftritt. Aus einem Einwurf der Hausherren, weit in der Schönower Hälfte, entsprang ein Konter, den Schulz nach einem Querpass zum 2:4 vollendete (50.). Die berühmten Messen waren nun gesungen. Schönow legte nach und schob Bernau jetzt Richtung Debakel. Der Verlauf zum 2:5 passte irgendwie zur Gemütslage der Heimtruppe. Marvin Jaskolka wollte im eigenen Strafraum einen öffnenden Pass spielen und schoss dabei den spekulierenden Maximilian Bachnik an. Der Ball prallte Richtung FSV-Kasten und trudelte im verwaisten Manier über die Torlinie (63.). Samuel Troschke stellte dann in der 64. Minute den Endstand her. Sein Schuss aus achtzehn Metern wurde etwas verdeckt abgezogen, was dem armen Tibor Laszlo die Abwehr erschwerte (64.). Die Bernauer ergaben sich ihrem Schicksal und konnten dabei von Glück reden, dass Rot-Weiß nur noch sporadisch zwingende Chancen kreierte und keinen richtigen Bock auf eine höhere Torquote versprühte. Allein der eingewechselte Wilhelm Schlesiger agierte schon recht kläglich bei seinen zwei Top-Möglichkeiten (80., 83.). Somit zeigte sich RW-Coach Hendrik Bösel nur mit dem Ergebnis zufrieden. „Wenn ich die beiden Gegentore sehe, fehlt mir schon das Verständnis. Wir sind beide Male in Überzahl und bekommen das nicht gebacken. Positiv war dann, dass wir nach so einer schlechten Halbzeit wenigstens mit der Führung in die Kabine gegangen sind. Dann machen wir es eine Viertelstunde sehr gut und erzielen auch die nötigen Tore. Hinten heraus sind wir dann aber nicht in der Lage, noch drei, vier Tore einzuschenken. Unser Saisonziel hat sich nicht verändert. Wir wollen mit aller Macht oben dabeibleiben. Was uns leider immer noch fehlt, ist das Selbstverständnis. Daran arbeiten wir Woche für Woche. Wir haben die Qualität. Wenn wir das nicht aber in den Griff bekommen, bleiben wir irgendwie weiter eine Wundertüte.“ Bernau-Übungsleiter Daniel Dornbusch musste sich schon überzeugen lassen, ein Statement zur Partie abzugeben. „Ich habe keine so richtige Erklärung dafür, dass wir fünfundzwanzig Minuten sehr gut im Spiel waren und danach so abgebaut haben. Sicherlich hatten wir uns für den zweiten Durchgang noch einiges vorgenommen. Doch die Gegentreffer nach individuellen Fehlern haben dann die Köpfe hängen lassen. Schönow hat aber auch eine sehr gute Truppe zusammen. Wir sind ein junges Team und wollen Spieler hier auffangen und für die erste Mannschaft aufbauen. Wenn wir irgendwo im Mittelfeld der Tabelle einlaufen, können wir zufrieden sein.“

Bernau II: Tibor Laszlo – Louis Marquardt, Martin Naumann, Max Schluz (69. Cedric Himm), Lucas Schönborn, Denis Kyyan (78. Tom Richter), Reda Azouzoute Magrache (78. Iraklis Hristu), Philipp Marcel Schmid, Ezuldee Husayn Khalleefah (46. Janne Medenwald), Marvin Jaskolka

Schönow: Johannes Weinrich – Maximilian Bachnick, Emurla Musa (56. Max Gronski), Dennis Aerts, Tobis Münchberg, Stefan Schulz, Niclas Liebenthal (56. Pascal Bettge), Samuel Troschke (76. Wilhelm Schlesiger), Peter Erdmann, Paul Paasche, Iven Eckardt

Schiedsrichter: Christopher Witte (Der Schiedsrichter war besonders im ersten Durchgang sehr gut unterwegs. Er moderierte kurz und knapp seine Entscheidungen, zeigte sich sehr konsequent und verschaffte sich die nötige Akzeptanz. Nach dem Wiederanpfiff blieb er weiterhin ein guter Leiter, hätte sich aber schon aufgrund des Spielstandes und der nachlassenden Intensität, die nicht zwingenden Verwarnungen sparen können.)

SRA: Robin-Pascal Fischer, Arthur Langbecker

Zuschauer: 60

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