„Not gegen Elend“ war aus den Gästereihen beim Betreten des Platzes zum Aufwärmen zu hören. Ob diese Äußerung gänzlich dem eigenen Beiersdorfer Alibi für eine zu erwartende schlechte Leistung galt, war erst einmal nicht auszumachen, da die Partie ja noch gar nicht angepfiffen war. Zehn Aktive, inklusive Steffen Gloge als Trainer der Truppe, waren auf der rechten Seite des Spielberichtsbogens eingetragen worden. Passend zur personellen Magerkost kam auch noch der Fakt hinzu, dass der recht spät angereiste Beiersdorfer Keeper Christopher Szuda auch noch angeschlagen war. Tornow hingegen hatte genug Personal vor Ort. Somit war zumindest ein Heimsieg in greifbarer Nähe und sicherlich auch auf der Agenda von Trainer Nico Thiemann.

Die Partie begann bei besten Wetterbedingungen erst einmal sehr abtastend. Nach vier Minuten bekam Rico Hirte für die erste Möglichkeit der Hausherren eine Flanke von der rechten Seite aufgelegt, welche er dann per Schuss recht klar neben das Tor zur Halbchance degradierte. Beiersdorf brauchte sieben Minuten, um offensiv auf sich aufmerksam zu machen. Dabei versuchte es Toni Reske aus zweiundzwanzig Metern, mit dem gleichen Resultat, wie Hirte auf der Gegenseite. Nur sechzig Sekunden später gewann Tornows Alexander Birk am Mittelkreis einen Zweikampf. Auch er versuchte es kräftig aus der Ferne und kam dem rechten Pfosten schon etwas näher. Der Gäste-Freistoß aus dem linken Halbfeld, getreten von Steffen Gloge, war sicherlich als Flanke gedacht. Die Kugel segelte nicht ungefährlich auf den langen Pfosten, wo keiner seiner Kollegen zwingend an den Ball kam, um eine Großchance zu erzwingen (9.). Die Anfangsphase offenbarte auf beiden Seiten schon Mängel in der Chancenverwertung. Dabei waren fehlendes Abschlussglück und zum Teil auch nicht vorhandene qualitative Basics die Ursachen für die Kreation zwingender Möglichkeiten. In der Folge übernahmen die Tornower die Regie, ohne aber im Basteln von Offensivaktionen voranzukommen. Beiersdorf hingegen versuchte es aus einer dichtstehenden Abwehrreihe immer wieder mit langen Bällen zu operieren. Auch dieses Unterfangen funktionierte nur selten, weil sich in den Anspielen in der Präzision kleine Macken eingeschlichen hatten. So war es schlussendlich ein Standard, der das 0:1 herstellte. Ein Freistoß an der linken Mittellinie wurde lang in den Strafraum getreten, wo Toni Reske am höchsten stieg und seinen Kopfball über Heimkeeper Nick Verbeek hinweg im Netz unterbrachte (15.). Eine wütende Reaktion der Hausherren blieb aus. Zwar hatte man immer noch die größeren Spielanteile, mehr aber auch nicht. Gefährlicher, wenn auch selten, präsentierten sich die Gäste. Steffen Gloge hatte mit einem langen Heber seinen Kollegen Sven Schulz auf die Reise geschickt. Nur noch Verbeek vor der Nase, versuchte es Schulz ebenfalls mit einem Lupfer, der dann schlecht getimt auf dem Tornetz landete (36.).
Mit den Erkenntnissen, dass Tornow bis zum Strafraum recht ansehnlich unterwegs war, aber abschlusstechnisch nicht viel zu bieten hatte und die Gäste mit Effizienz glänzten, ging es in den zweiten Durchgang. Das Bild änderte sich aber überhaupt nicht. Die Heimtruppe hatte weiterhin fast alles im Griff, machte im Vorwärtsgang vieles richtig, aber in der Zielführung sprangen weiterhin nur Halbchancen heraus. Beiersdorf verlegte sein strategisches Augenmerk in die Defensive und bei Ballgewinn mit langen Bällen auf Eric Dupont. Er allein hatte zwei, drei sehr gute Möglichkeiten, um den Spielverlauf klar auf Auswärtssieg zu stellen. Aber auch Tornow hatte das Mittel der schnellen Mittelfeldüberbrückung für sich entdeckt und die Kugel mehrmals Alexander Spulsky in den Lauf gespielt. Doch auch da fehlte die Genauigkeit, was Spulsky einiges an Kondition kostete. Bis auf die Situation in 61. Minute. Dort gelang das Anspiel, welches der Angreifer mit gestrecktem Bein ins Beiersdorfer Netz vollendete und damit auch ein wenig Belohnung für den doch recht engagierten Auftritt seiner Truppe einheimste. Mit zunehmender Dauer wurde es mit sichtbar nachlassender Man-Power immer verkrampfter. Vieles mutierte in Zerfahrenheit, was ungenaue Anspiele, unnötige Ballverluste und versemmelte Möglichkeiten zur Folge hatte. So stand am Ende ein nicht ungerechtes Remis an der Anzeigetafel, mit dem der Beiersdorfer Trainer wohl mehr anfangen konnte als sein Übungsleiter-Kollege auf der Gegenseite. „Wenn mir vor dem Spiel mit unserem Personalbestand einer gesagt hätte, dass wir unentschieden spielen, wären wir hochzufrieden gewesen. Ich bin wirklich stolz auf die Jungs, für das, was heute geleistet wurde. Zumal wir in der Schlussphase nur noch zu neunt gespielt haben, weil sich Kevin Büttner verletzt hatte und runtermusste. Ich hoffe, dass dies heute ein Ansporn war, für die, die nicht dabei sein konnten, egal aus welchen Gründen. Denn auch unsere Trainingsbeteiligung lässt zurzeit zu wünschen übrig,“ so die Sichtweise von Steffen Gloge kurz nach Spielende, in der er die doch recht augenscheinliche Abschlussschwäche seiner Stürmer nicht ansprechen wollte. Tornows Coach Nico Thiemann zeigte sich in seinem Statement schon recht enttäuscht, blickte dabei aber auch schon in die neue Saison. „Leider sind wir nicht so richtig ins Spiel gekommen. Das, was wir uns vorgenommen, haben wir nicht gemacht. Ich glaube, wir haben uns keine richtige Chance erspielt. Im Endeffekt ist der Punkt noch recht glücklich, weil Beiersdorf die klareren Möglichkeiten hatte. Deshalb geht der Glückwunsch auch an die Gäste. Das, was bei uns in der Hinrunde sehr gut geklappt hat, ist heute nicht gelungen. Wir haben zum Saisonende einige schwerwiegende Abgänge, bekommen aber im Gegenzug Zuwachs durch jüngere Spieler. Ich denke, damit sind wir für die kommende Saison recht gut aufgestellt.“
Tornow: Nick Verbeek – Paul Werner, Patrick Baaske, Alexander Spulsky, Arne Wagner, Tommy Gast, Florian Röhl, Alexander Birk (84. Tom Haß), Benjamin Schröter (46. Andy Kroll), Markus Döbel, Rico Hirte (68. Lukas Kuschfeldt)
Beiersdorf: Christopher Szuda – Matthias Huwe, Steffen Gloge, Toni Reske, Björn Bork, Dennis Lehmann, Sven Schulz, Eric Dupont, Kevin Büttner, Sebastian Falk
Schiedsrichter: Jan Toron (In einer extrem fairen Partie brauchte Referee nur selten einzugreifen. Agierte sehr unauffällig und hätte bei Nutzung des breitgefächerten Handlungspielraumes nach einem (Naja)-Foul im Mittelfeld nicht zwingend Gelb zeigen müssen. Die Verwarnung passte nicht wirklich zum Gesamtbild der Begegnung. Insgesamt gesehen, eine gute Leistung des Routiniers aus der Barnimer Schiedsrichterzunft.)
Zuschauer: 25




































































































