BRANDENBURGLIGA, 25. Spieltag, SG Union 1919 Klosterfelde – TSG Einheit Bernau 0:0

Die Voraussetzungen für ein spannendes Niederbarnim-Derby waren durchaus gegeben. Bestes Wetter, ein super hergerichteter Rasen und eine gut funktionierende Stadionversorgung haben aber nicht gereicht, um den Nachmittag vollkommen zu machen. Denn da hatten die Aktiven ein gehöriges Wort mitzureden. Franz Roosch, der den durch einen Lehrgang verhinderten Union-Trainer Tim Jauer, vertrat, hatte schon vor der Partie auf die Euphorie-Bremse getreten. „Uns hat wieder das Verletzungspech eingeholt. Fünf wichtige Spieler sind uns weggebrochen, das wird heute ein schwieriges Unterfangen.“

Dass die Tiefstapelei von Roosch schnell zur Realität wurde, war schon nach einer guten Viertelstunde offensichtlich. Denn bis dahin entwickelte sich zwar eine Partie auf Augenhöhe, aber in der Qualitätseinstufung aus der Rubrik „weder Fisch noch Fleisch“. Zwar hatte Einheit in den Anfangsminuten zwei Tor-Annäherungen in der Präsentation, die am Ende aber leichte Beute für Heim-Keeper Nico Reimann wurden (3., 4.). Dass die Gäste, wahrscheinlich auch aufgrund der etwas prekären Tabellensituation, sichtbar nervös agierten, zeigte sich zum ersten Mal in der siebten Minute. Ein klärender Versuch durch Fritz Söllner einen langen Ball aus dem Fünfer zu bugsieren, misslang und wäre fast im eigenen Kasten gelandet. Genauso, wie sein Abwehrkollege Felix Glöckner, der einige Anspiele in den Sand setzte und damit immer wieder die Unioner in die Vorderhand brachte. Wer hoffte, Hurra-Fußball alla Derby zu erleben, wurde zunehmend enttäuscht. Es wurde eine verkrampfte Partie, in der Klosterfelde etwas mehr in die Waagschale warf, aber es auch sehr selten schaffte, dem Rasen im gegnerischen Strafraum Trittspuren zu verpassen. Einheit hingegen agierte sehr linkslastig, konnte dabei aber ebenfalls kaum Akzente setzen, bis auf wenige berühmt-berüchtigte Halbchancen. Auch die Versuche, wie der von Mohammad Hares Bosharat, aus der zweiten Reihe schafften es maximal in die Fangnetze (15.). Die seltenen Freistöße der Hausherren in Schlagdistanz hatte sich Alexander Kraatz zurechtgelegt und stramm Richtung Tor gebracht, aber alles ohne große Gefährlichkeit. In der 21. Minute roch es dann doch mal nach Torgefahr. Ein sehr langer Abschlag durch Gäste-Torsteher Steve Jarling, bis weit hinter die Mittelinie, ließ Unions Mohamed Akasha beim Versuch den Ball unter Kontrolle zu bringen, sehr schlecht aussehen. Tom Stedtler bekam dadurch die Chance halb links, kurz hinter der Strafraumgrenze, abzuziehen, mit dem Resultat, die Kugel, schon etwas kläglich, über das Tor zu semmeln. Die Begegnung schleppte sich, obwohl man beiden Teams die Bemühungen nicht absprechen konnte. Es gelang halt offensiv nicht allzu viel, weil zwischen den Strafräumen um jeden Grashalm geackert wurde und Anspiele und deren Verwertungen nicht konsequent verwertet wurden. In der 27. Minute staubte es im Einheit-Strafraum mächtig. Denn da hatte sich Alexander Kraatz ganz lang gemacht, um an eine flache Eingabe zu gelangen. Im Endeffekt fehlten Millimeter, als er ins Leere rutschte. Mit ein paar halben Möglichkeiten und einem Spielfluss, zäh wie ein Kaugummi, erreichte die Partie dann torlos den Kabinengang.

Die durchaus vorhandene Zuversicht auf Besserung wurde nach dem Wiederanpfiff nicht erfüllt. Außer, dass das Grasfressen außerhalb der Strafräume, gepaart mit intensiver Zweikampfführung, zu nahm, passierte erst einmal nicht viel. Der Freistoß, getreten durch Alexander Kraatz, der am Ende von Gäste-Torsteher Jarling um den Pfosten gelenkt wurde, war dann auch nicht mehr als ein Flämmchen in den Offensivbemühungen (49.). Die Leidenschaft wurde immer präsenter, welche auch in Richtung des jungen Schiedsrichters ausgelebt wurde. Der stand jetzt öfter im Fokus, weil auch die ein oder andere Entscheidung auf Unverständnis traf. Behm und seine beiden Assistenten hatten alle Hände voll zu tun und mussten schon aufpassen, dass die Partie mit anfänglichen Rudelbildungen nicht gänzlich aus den Fugen geraten könnte. Es war schon sehr krampfig, was sich in der Folge fußballerisch so auftat, weil auch keine der beiden Vertretungen in der Lage war, mit Oberwasser zu glänzen. In der 85. Minute wurde es dann noch einmal positiv aufregend. Aus einem Ball-Gestocher im Mittelfeld resultierte ein Pass auf den eingewechselten Bernauer Artur Sajfutdinov. Allein, halbrechts im Union-Strafraum auftauchend, schob er die Kugel an Reimann vorbei, aber auch am linken Pfosten passierend ins Aus. Den Schlusspunkt setzte dann Referee Behm konsequenterweise in der 88. Minute. Er bestrafte eine Notbremse, verübt durch Einheit-Verteidiger Felix Glöckner, der den freidurchlaufenden Nick Schoenebeck kurz vor der Strafraumgrenze regelwidrig zu Fall brachte, mit glatt rot. Ein Bärendienst? Mitnichten. Denn der fällige Freistoß, getreten durch Alexander Kraatz, landete in den Armen von Jarling und sicherte den Gästen einen vielleicht nicht unwichtigen Punkt im Abstiegsgeschehen.

„Ich denke, am Ende geht das Unentschieden in Ordnung. Irgendwie war das heute nicht unser Tag. Warum das so war, weiß ich nicht. Auch die Nervosität ist mir unerklärlich. Wir haben gut trainiert und waren nach dem Sieg letzte Woche gut drauf. Schlussendlich zählt jeder Punkt, denn keiner weiß momentan, wie viel Mannschaften letztendlich absteigen müssen“, so der Bernauer Co-Trainer Mike Frank kurz nach Spielende, der nebenbei erwähnt seinen Chef Nico Tomaschewski, der dienstlich verhindert war, vertrat. Sein Gegenüber, Franz Roosch, sah das Ergebnis ebenfalls gerecht und war über den Auftritt seiner Jungs nicht unglücklich. „Mit den Personalproblemen, die wir heute hatten, bin ich mit dem, was wir abgeliefert haben, sehr zufrieden. Hinten kompakt gestanden, kaum etwas zugelassen und zu null gespielt. Es ist hier auch immer ein Wenn und Aber. Spielen wir attraktiv und verlieren, wird gemeckert. Und andersherum genauso. Man kann es niemanden so richtig recht machen. Fakt ist, unser heutiger Anspruch ist aufgegangen.“        

Klosterfelde: Nico Reimann – Max Grundmann, Samuel Troschke (82. Spandan Sharma), Steven Nowark (75. Nick Schoenebeck), Justin Pehl, Justin Komossa (75. Umutcan Kerem Karaca), William Dittrich, Alexander Kraatz, Rayko Kühn, Mohamed Akasha (60. Tim Borchert), Mohammad Hares Bosharat

Bernau: Steve Jarling – Lucas Steinert (68. Sam-Rene Bartz), Julian Graf, Fritz Söllner, Tom Stedtler, Timm Gromelski, Mario Farruku (75. Viacheslav Veybert), Florian Klose (58. Maximilian Walter), Felix Glöckner, Frederick Fiebig (75. Artur Sajfutdinov), Paul Federlechner (58. Fabian Buzdayev)

Schiedsrichter: Tobias Behm (Der junge ambitionierte Referee bekam, besonders im zweiten Durchgang, mehr zu tun, als ihm lieb gewesen sein durfte. Die aufkommende Kritikwelle meisterte er mit viel Präsenz, klarer Körpersprache und sichtbaren Ansagen. Trotzdem war nicht alles Gold, was glänzte. Gerade in der Bewertung von Zweikampfsituationen und daraus folgenden Entscheidungen, klaffte das Verhältnis von langer Leine und Kleinlichkeit einige Male weit auseinander, was auch verständlicherweise den Unmut der Beteiligten und der Insassen der Auswechselbänke nach sich zog. Ein den verschiedenen Phasen der Partie besser angepasstes Bewertungshandeln hätte zur Beruhigung aller beigetragen. Erfahrung ist das, was dem Schiedsrichter in seiner noch jungen Laufbahn fehlt. Und dass dies keine Gabe ist, sollte hinlänglich bekannt sein.)   

SRA: Tobias Collin, Chris Wein

Zuschauer: 100

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