1. KREISKLASSE OST, 4. Spieltag, SV Titania Kruge – SV Beiersdorf 2:0

Ortsderby in Märkisch-Oderland, aber in der 1. Kreisklasse Ost im Fußballkreis Oberhavel/Barnim. Für beide Vertretungen, welche schon vor vielen Jahren auf eigenen Wunsch den Fußball-Kreisverband wechselten, immer wieder ein Saison-Highlight. Nachdem man auf Kruger Seite in der vergangenen Spielzeit im Heimauftritt aus dem Fanlager farbenfroh und feurig unterstützt und dafür im Nachgang zur Kasse gebeten wurde, wurde zu dieser Partie auf den flammenden Beistand verzichtet.

Eines aber vorab, es wurde nicht das erwartete Derby mit den berühmt-berüchtigten Tugenden, wie Leidenschaft, Emotionen, Kampf und Rasse. „Wir haben heute leider alles vermissen lassen, was man zu so einem Spiel braucht“, hatte ein doch recht enttäuschter Gästetrainer, Steffen Gloge, im Nachgang festgestellt. „Mit solchen Tagen, wo so gut wie gar nichts läuft, muss man auch leben. Kruge war einfach die klar bessere Mannschaft und hat auch verdient gewonnen“, fügte er noch hinzu.

Dabei begann die Partie allgemein noch recht nervös. Doch die Jungs von Titanen-Trainer Hans Mühlenhaupt waren gut eingestellt und mit sichtbarer Körpersprache unterwegs, um die Mission „Derby-Sieg“ mit Hingabe anzugehen. So gewann Kruge in der Anfangsphase die größere Anzahl der Zweikämpfe und setzte nach drei Minuten durch den Fernschuss von Oliver Reuss das erste Rauchzeichen. Beiersdorfs Goalgetter Eric Dupont, der im Übrigen bis auf ein paar wenige Torschüsse am Anfang der Partie noch zu sehen war und dann komplett abtauchte, machte den seichten Anfang der Torabschlüsse für die Gäste (6.). Zu diesem Zeitpunkt war schon klar erkennbar, dass Beiersdorfs Taktik über schnelle Gegenangriffe ein probates Mittel sein könnte. Doch die Rechnung ging nicht auf. Die Gloge-Truppe fand einfach nicht ins Spiel. Und dies hatte auch mit den Krugern zu tun, die als Einheit auftraten und gerade im Mittelfeld den Kampf angenommen hatten. Ein abgefälschter Schuss aus der zweiten Reihe in der 17. Minute brachte die Heimelf in die Lage, hundertprozentig in Führung zu gehen. Gästekeeper Matthias Huwe musste nämlich nachfassen und brachte dabei Florian Neumann verwarnungswürdig zu Fall. Huwe kassierte den gelben Karton, musste im Elfer-Duell gegen Mark Prüßing antreten und parierte den nicht allzu stramm geschossenen Ball. Der Hallo-Wach-Effekt für die Gäste blieb in der Folge aber aus. Zwar versuchte sich die Offensivabteilung mit ein paar halben Chancen aus der Ferne, aber alles ohne große Wirkung. Stattdessen tauchte die gesamte Begegnung immer mehr ins unqualitative Nirvana ab, weil auch Kruge, zwar weiterhin mit Leidenschaft agierend, nicht mehr viel auf die Platte bekam. Die nächste Titanen-Möglichkeit resultierte aus einen unnötigen Ballverlust der Gäste durch Sebastian Falk im Mittelfeld. Das postwendende Anspiel bekam Lukas Wieland durchgesteckt, ihm fehlte aber die Kaltschnäuzigkeit im Abschluss, sodass die Kugel knapp den Kasten verfehlte (36.). Die letzte Möglichkeit in Halbzeit eins hatte Kruges Oliver Rau auf dem Schlappen. Das feine Anspiel von Mark Prüßing in den Lauf fand aber kein erfolgreiches Ende. Rau fehlte letztendlich die Coolness, mit dem Resultat, dass der Ball knapp neben dem Pfosten ins Aus ging. (45.).

Wer gehofft hatte, dass die Partie zum Wiederanpfiff endlich ein beiderseitiges Engagement für ein gelebtes Derby bekommen würde, sah sich getäuscht. Titania befeuerte den Spielcharakter weiterhin, die Gäste hingegen wirkten immer noch verkrampft und scheinbar nicht bereit, wenigstens emotional noch etwas in die Waagschale zu werfen. In der 52. Minute war es dann passiert. Kruge ging verdient durch einen Strafstoß, Matthias Huwe hatte zum zweiten Mal per Foul hingelangt, in Führung. Diesmal übernahm Thomas Groh die Verantwortung und hatte unhaltbar eingenetzt. Der Treffer ließ das Spiel merklich anziehen. Beiersdorf taute auf und versuchte nun vieles. Doch der gebrauchte Tag, den auch Steffen Gloge seiner Truppe im Nachgang zugestand, ohne die Leistung der Titanen zu schmälern, wurde immer allgegenwärtiger. „Nach dem 1:0 hatte man schon das Gefühl, dass wir Angst hatten vor dem Sieg, da haben wir uns zu weit zurückgezogen“, hatte Heim-Coach Mühlenhaupt als einzigen Negativpunkt im Auftritt seines Teams in der Analyse ausgemacht. Dabei hätte er sich doch ärgern müssen, dass seine Offensivabteilung einiges liegen ließ. Bis zur 60. Minute wären mindestens zwei, drei Tore möglich gewesen, wenn sich Oliver Rau, Mark Prüßing und Florian Neumann einfach etwas abgezockter im Abschluss gezeigt hätten. Stattdessen lag der Ausgleich in der Luft. Toni Reske hatte Heim-Torsteher Miguel Weinknecht überlupft und dann zum Schuss gekommen, welcher Pech behaftet war, als er schlussendlich abwehrend von der Torlinie gekratzt wurde (66.). Die Folgezeit präsentierte Haare raufende Titanen. Chancen, um den Deckel draufzumachen, gab es genügend. So musste sich die Fangemeinde und auch der immer leidenschaftlich unterstützende Mühlenhaupt bis zur 80. Minuten in Geduld üben. Denn der durchgesteckte Ball zu Lukas Wieland, der sich im Laufduell behauptete, am Ende das längere Bein hatte und die Kugel im Gästekasten versenkte, ließ alle Dämme jubelnd brechen. Dass die Mannen aus Kruge zukünftig an ihrer Chancenverwertung arbeiten sollten, interessierte im Derbysieger-Gesang nach Spielende erst einmal niemanden. Auch Trainer Hans Mühlenhaupt nicht, denn der war nur noch stolz auf seine Jungs. „Verdienter Sieg, über neunzig Minuten das bessere Team, mit wesentlich mehr Torchancen. Die Truppe hat sich heute komplett den Hintern aufgerissen und wurde schlussendlich dafür auch belohnt. Für uns ist das Derby das wichtigste Heimspiel der Saison. Und heute mit einem Sieg für uns.“

Kruge: Miguel Weinknecht – Mark Prüßing, Thomas Groh, Oliver Reuss, Florian Neumann (84. Oliver Bobermin), Jonas Papenfuss, Lukas Wieland (81. Steven Miers), Alexander Petzold, Andy Belack, Daniel Wieland (26. Stephan Schwarz), Oliver Rau

Beiersdorf: Matthias Huwe – Max Messal, Brian Reinicke-Böttcher, Toni Reske, Niklas Schmidt, Björn Bork, Dennis Lehmann, Moritz Messal (65. Matthias Fehrmann), Eric Dupont, Sebastian Falk (65. Sven Schulz), Bennet Bork (82. Eric Witt)

Schiedsrichter: Lukas Weigel (War insgesamt gesehen ein guter Leiter. Zeigte sich aber inkonsequent bei den persönlichen Strafen und der Foulspielbewertung. Nachdem er den Gästekeeper für das Foul, welches zum ersten Elfer führte, noch regelkonform verwarnte, ließ er für die gleiche Geschichte zur zweiten Strafstoßentscheidung jegliche Stringenz – Gelb/Rot – vermissen.)  

Zuschauer: 108

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