LANDESKLASSE NORD, 10. Spieltag, FC Strausberg – FSV Schorfheide Joachimsthal 1:1

„FC Strausberg und die Jungen Wilden“, so könnte der aktuelle Vereinsaufmacher auch für eine Reportage über den momentan eingeschlagenen Werdegang der Landesklassen-Truppe herhalten. Dass die Gäste aus der Schorfheide mit gleichem Slogan aufwarten könnten, machte die anstehende Begegnung in der „Energie-Arena“ umso schmackhafter. Am Ende zeigte die Anzeigetafel ein nüchternes Remis an, was dem Spielverlauf entsprach, aber auch ein eher durchwachsenes Match widerspiegelte.

„Das war schon sehr wild, was die Jungspunde abgeliefert haben“, warf Schorfheides Vorstandsmitglied Tomas Thiede nach Spielende in den Raum und hatte damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Damit meinte er aber die hektische Spielweise, welche zusätzlich auch noch etwas unkontrolliert daherkam.

Dabei begann das Spiel hoffnungsvoll intensiv und baute eine gewisse Grundspannung auf. Die Zweikämpfe hatten Rasse und Galligkeit, auch die qualitativen Ansätze im Umgang mit der Kugel ihren Reiz. Mehr wurde aber erst einmal nicht geboten. Unterschiede gab es nur im Vortragen der Angriffe. Joachimsthal wählte die spielerische Nuance und Strausberg über den Verteiler Nico Paepke, der es mit langen Bällen versuchte. Den ersten FC-Torschuss setzte Sven Müller ab. Sein Versuch aus spitzem Winkel brachte schlussendlich aber kaum Gefahr (8.). Ganz anders die Möglichkeit für die Gäste durch Lucas Schmidt, der nach einem Durchstecker im Strafraum halblinks vor Strausbergs Keeper Julius Meinhold auftauchte. Meinhold roch den Braten, verkürzte den Winkel und reagierte hervorragend (14.). Die Partie tauchte nun in eine Phase ein, in der der ein oder andere Zweikampf auf Kante gestrickt wurde und ein konsequenteres Eingreifen von Schiedsrichter Christoph Freytag erfordert hätte. Doch der ließ einiges zu sehr laufen und zog sich verbale Reaktionen zu, die der Partie jedoch zusätzlich einen emotionalen Touch beibrachten. In der Gemengelage, gerade im Bereich der Machtverhältnisse, hatten die Schorfheider sich eine Nasenspitze vor die Heimtruppe gekämpft, was sich aber kaum in Zwingendes ummünzte. In der 22. Minute kam Strausberg zu einer Doppelchance. Erst war es Roger Sobotta, der per Freistoß-Geschoss Gäste-Torsteher Daniel Meinert prüfte. Dann kam Abwehrchef Nico Paepke per Kopfball zur Möglichkeit, doch sein Abschluss war zu ungenau und landete im Aus. Schorfheides Julius Schneider wurde drei Minuten später zum Nutznießer eines FC-Ballverlustes im Mittelfeld. Er zögerte aber zu lange und konnte sich schon ärgern, dass Nico Paepke mit all seiner Routine die Kugel kurz vor dem Abschluss weggrätschte. Die Begegnung wurde das „Wilde“ einfach nicht los. Schorfheide hatte die besseren Möglichkeiten, musste aber weiterhin mit der fehlenden Konsequenz hadern. Auch die nächste Gästemöglichkeit durch Julius Schneider, der sich gut durchgesetzt hatte, landete per Schüsschen in den Armen von Meinhold (35.). Strausberg hingegen stand der fehlenden Entschlossenheit nichts nach. Sporadische Angriffe erstickten schon im Spielaufbau an Ungenauigkeiten, was es den Gästen sehr leicht machte, in die erfolgreiche Verteidigung zu kommen. Auch der Schuss vom Mannschaftskapitän Sven Müller aus gut achtzehn Metern ließ den Schützen die Haare raufen, weil er gut positioniert den Ball recht schwach weit neben den Kasten setzte (42.).

„Ich habe den Jungs in der Halbzeit schon gesagt, dass der erste Durchgang weder Fisch noch Fleisch war. Wir wollten dann aber erst einmal schauen, wie Strausberg aus der Kabine kommen würde“, erzählte Gästetrainer Andy Lindt in Nachgespräch. Doch die Spiel-Arithmetik änderte sich erst einmal nicht. Lucas Schmidt setzte in 49. Minute im Mittelfeld zum Solo an, tankte sich bis zur Strausberger Strafraumgrenze durch, schaffte es aber nicht seinen sehenswerten Lauf mit gleichem Prädikat aufs Tor zu bringen. Sein Schuss misslang und landete weit neben dem Tor. Ein entscheidender Stellungsfehler im Zweikampf der Schorfheider auf der rechten Angriffsseite der Hausherren, bei dem sich Tim Immo Baum recht locker zur Flanke vorbereiten konnte, führte zum 1:0. Baums Eingabe erreichte den frei eingelaufenen Lucas Radtke, der kurzen Prozess machte und unhaltbar einnetzte (52.). Die Gäste schienen schon konstatiert und präsentierten sich in der Folge etwas wackelig. Einen Bärendienst erwies FC-Mannschaftskapitän Sven Müller seiner eigenen Truppe, als er bereits verwarnt, eine Freistoß-Ausführung unsportlich verhinderte und folgerichtig per Ampelkarte zum Duschen geschickt wurde (59.). Doch von der nummerischen Gäste-Überlegenheit war erst einmal nichts zu spüren. Doch mit dem 1:1, erzielt durch Sebastian Temma, nahm die Begegnung die erhoffte Fahrt auf. Lucas Schmidt hatte den Treffer unnachahmlich über die rechte Grundline kommend, vorbereitet, dabei Strausbergs Abwehr zu Statisten degradiert und passgenau auf Temma zurückgelegt (66.). Die Partie zog nun merklich an. Beide Teams wollten mehr als eine Punkteteilung. Die Möglichkeiten für weitere Tore waren durchaus vorhanden. Tim Immo Baum und seine „Piecke“ konnte Meinert reaktionsschnell mit einer Hand abwehren (72.) und auf der Gegenseite scheiterte Julis Schneider ebenfalls aussichtsreich an Strausbergs Keeper Meinhold (74.). Schlussendlich bauten die Kräfte zusehends ab, was die Chancenauswertung qualitativ ausbremste. Den Schlusspunkt der vergebenen Möglichkeiten hatte der eingewechselte Schorfheider Moritz Wille für sich gebucht. Einer Freistoßflanke aus dem rechten Halbfeld brauchte er nur die passende Richtung zu geben, was ihm gut positioniert schlussendlich nicht gelang (90.+3).

„Die Partie war aus meiner Sicht ausgeglichen und damit geht die Punkteteilung auch so in Ordnung. Leider haben wir es auch nicht hinbekommen, aus der Überzahl Kapital zu schlagen. Die Torchancen, die wir durchaus hatten, haben wir auch nicht sauber zu Ende gespielt. Ich denke, es können beide Mannschaften mit dem Punkt leben“, so die Spielanalyse von Andy Lindt. Zur Zielsetzung seiner Mannschaft gab er dann auch noch Auskunft. „Wir hatten ja einige Neuverpflichtungen, vor allem junge Spieler. Die müssen sich erst einmal integrieren und der Landesklasse anpassen. Letztendlich streben wir einen einstelligen Tabellenplatz an. Langfristig soll es dann auch mal etwas mehr sein.“

Strausberg: Julius Meinhold – Sven Müller, Joel Wilhelm, Nico Paepke, Maurice Wilhelm, Lennard Ebsen (62. Erik Günther), Jakob Sedlak, Roger Sobotta, Lucas Radtke (87. Lucas Tavenier), Tim Immo Baum (81. Titas Lekaunikas), Luis Suter

Joachimsthal: Daniel Meinert – Lukas Gaedeke, Sebastian Temma, Paul Ludwig, Tobias Fischer, Chris Bolle, David Görtz, Christian Lorenz (75. Philipp Wrensch), Lazaros Kesof (75. Moritz Wille), Lucas Schmidt, Julius Schneider (75. Maximilian Rohling)

Schiedsrichter: Christoph Freytag (Die Partie an sich, stellte den Referee vor keine großen Aufgaben. Knifflig zu bewerten, waren eigentlich nur die sehr intensiv geführten Zweikämpfe im Mittelfeld. In diesem Punkt hatte das Schiri-Team offensichtlich die Strategie der langen Leine gewählt. Grundsätzlich passte dies auch zum Spiel, erforderte aber doch einige Male ein früheres und vor allem konsequentes Eingreifen, welches dann aber ausblieb und berechtigte Kritik nach sich zog. Im Gesamten gesehen aber eine grundsolide Leitung der Partie, mit einem Schiedsrichter, der auch Phasen hatte, in der er positiv betrachtet, unauffällig agierte.)

SRA: Enrico Sengespeick, Mika Schlender

Zuschauer: 69

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