
Eine Nacht musste ich darüber schlafen, in der Hoffnung, dass mich die Geschehnisse vom gestrigen Samstag beim Spiel der Landesliga Nord zwischen Ahrensfelde und Zehdenick, emotional nicht mehr so berühren. Leider ist dem nicht so. Denn wieder einmal gab es Randerscheinungen, die unseren geliebten „Amateurfußball“ einfach kaputtmachen. Aber der Reihe nach. Ich war eine gute Stunde vor Beginn des Spiels in der Jahnsportstätte, um noch ein wenig zu quatschen und einen guten Becher Kaffee zu trinken. Soweit, so gut. Als so langsam die ersten Zuschauer eintrudelten, begann das ungute Gefühl, des „hier passiert heut noch was“ in mir hochzusteigen. Denn Zehdenicks Inhalt der sogenannten „Pöbel-Kurve“ hatte die Vereinskneipe lautstark, auch schon ein wenig angetrunken (neu deutsch: mit drei acht im Turm) gefunden und versucht mit Gegröle in Beschlag zu nehmen. Es blieb alles noch im Rahmen des Erträglichen und steigerte sich mit dem Spielbeginn und dem hier noch nicht zu erwähnenden Spielverlauf. Den Bericht dazu kann man in der Tagespresse im Barnim-Echo der Märkischen Oderzeitung, Anfang der kommenden Woche nachlesen. Was mich so negativ berührt hat, war, wie man verbal, teilweise extrem agressiv, mit einander umgegangen ist. Ich habe mich im Internet mal umgeschaut, welche Bedeutung das Wort Pöbel überhaupt hat. Dabei bin ich bei WIKIPEDIA auf folgende Erklärung gestoßen: Der Begriff Pöbel (mhd. povel, bovel) wurde im Mittelalter aus dem Altfranzösischen (poble) entlehnt. Er bezeichnete Diener oder auch einfache Leute. Dieses altfranzösische Wort geht etymologisch ebenso wie das damals koexistierende peuple „Volk“ auf das lateinische Wort populus „Volk“ zurück. Mit dem Wort „Pöbel“ wird gewöhnlich ein Mangel an Kultur, Kultiviertheit, Intelligenz, Stil, Feingefühl oder „Sinn für Höheres“ unterstellt. Daran schließt sich das Verb „(an)pöbeln“ an, worunter man allgemein ein ausgeprägt vulgäres „Anmachen“ mit beleidigender Wirkung versteht. Der Umgang mit den dem Pöbel zuzurechnenden Leuten wird traditionell als problematisch, weil ansteckend erachtet: „Wer da lebt wie der Pöbel und nur mit dem Pöbel umgeht[,] der nimmt auch die Sitten und die Sprache des Pöbels an.“[1] Trotzdem heißt es zum Beispiel in Goethes Werther, „dass der, der glaubt nötig zu haben, vom sogenannten Pöbel sich zu entfernen, um den Respekt zu erhalten, ebenso tadelhaft ist, als ein Feiger, der sich für seinem Feinde fürchtet, weil er zu unterliegen fürchtet.“ (*) . Der Kreis hat sich mit dem Lesen dieser Worte für mich sprichwörtlich geschlossen und vieles erklärt, aber kein Verständnis hervorgerufen. Ich möchte gar nicht alles aufzählen, was da so an Worte und auch Androhungen gefallen ist. Leider war es so, dass der „Pöbel“ sich auch auf der Zehdenicker Auswechselbank befand und auch eigene Spieler sich dem unter der Gürtellinie liegenden sprachlichen Wortschatz bedienten. Nur ein Beispiel: Ein Ahrensfelder Stürmer verletzte sich im Zweikampf, so schwer, dass er später dann zur Halbzeit ausgewechselt werden musste. Kommentar des Zehdenicker Keepers in dieser Situation „Komm hoch die V….“ (gemeint war das weibliche Geschlechtsteil). Zur Halbzeit, so wurde mir berichtet, hatte der Referee mehr Ordner angefordert und wohl auch angedroht, die Partie im Wiederholungsfall der Aggressionen gegen sein Team, abzubrechen. Die Lage beruhigte sich kaum und ich bin ganz ehrlich, ich möchte nicht wissen, was passiert wäre, wenn Zehdenick nicht den Ausgleich erzielt hätte. Beim Abgang der Teams und Zuschauer Richtung Vereinsgebäude ist mir dann noch einmal die Kinnlade heruntergefallen. Der Zehdenicker Mannschaftsverantwortliche kam mit einem schon vorher verletzten Ahrensfelder Spieler mit Migrationshintergrund in ein Wortgefecht, wo es wohl um das „Abklatschen“ nach Ende des Spieles ging. Dies hatte der Spieler wohl verweigert und wurde mit den Worten „Das wird in Deutschland aber so gemacht, das hat man Dir wohl in Deinem Land nicht beigebracht und wenn Dir das nicht passt, dann gehe wieder dorthin, wo Du hergekommen bist.“ gemaßregelt. Leider wieder einmal ein Spiegelbild unserer Gesellschaft ….
Es war eine Partie mit einigen Fragen in der Nachbetrachtung. Hätte von Ahrensfelder Seite mehr für die Sicherheit im Vorfeld getan werden müssen? Zumal man ja nicht zum ersten Mal auf Zehdenick traf und schon erlebt hatte, welches Potential dort vorherrscht? Hätte man überhaupt noch Alkohol ausschenken dürfen, nach dem klar zu sehen war, in welchem Zustand einige der „Probanden“ die Sportanlage betraten und dass zu diesem Zeitpunkt schon eine gewisse Brisanz in der Luft lag? Alles als Grund für die schwarzen Wolken, die über Ahrensfelde schwebten, der Leistung des Schiris zuzuschieben, wäre absolut falsch gewesen. Es sollten sich alle an die eigene Nase fassen und in Zukunft gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Was mich allerdings wirklich wundert, dass die Vereinsführung der Zehdenicker solch eine Außendarstellung überhaupt duldet. Das fängt bei einigen Fans an, über Teamverantwortliche und hört bei manchen Spielern auf.
Fußball kann so schön sein, mit Emotionen und allem Pipapo. Aber es gibt Grenzen, und die wurden gestern mehr als überschritten.
(*) Quelle – WIKIPEDIA
Bilder vom Spiel findet man hier.
Ein Gedanke zu “Ist das der Fußball, den wir lieben ….?”