
„Arbeitssieg mit viel Glück“, so fasste Ahrensfeldes Trainer Jürgen Beyer die vergangenen vierundneunzig Minuten zusammen und schob dabei noch nach, dass der Gewinn der Partie am Ende schon verdient war. Oberflächlich betrachtet, hatte er damit wohl schon recht. Aber objektiv gesehen, konnte man den Dreier schon mit einem leichten blauen Auge versehen. Personell, so Beyer, stellte sich seine Mannschaft schon fast alleine auf. Besonders Ex-Profi Manuel Schmiedebach, der krankheitsbedingt fehlte, warf schon die Hauptfrage auf, wie seine Kollegen diesen Umstand seiner Abwesenheit kompensieren würden. Erinnern konnte man sich dabei an die Niederlage in Hennigsdorf, als er dort ebenfalls nicht zur Verfügung stand.
Es wurde eine ganz zähe Angelegenheit. Und eines wurde schon kurz nach dem Anpfiff des jungen Referees Michel Sieh ganz klar. Ahrensfelde würde nur zum Erfolg kommen, wenn man es schaffen würde, über Schnelligkeit und Spielwitz den mit breiter Brust angetretenen Gästen (2 Siege in Folge) beizukommen. Doch genau diese zwei Attribute wurden besonders im ersten Durchgang zu Fremdworten. Hinzu kam noch der Fakt, dass auch in der Körpersprache einiges im Argen lag und auch von der Trainerbank nicht wirklich viel Konstruktives kam um dem Abhilfe zu schaffen. Trotzdem wurde auch noch Fußball gespielt. Velten demgegenüber machte gerade in der Defensive vieles richtig, zeigte Leidenschaft, schaffte es aber auch viel zu selten Offensives auf die Platte zu bekommen. So beförderte sich Julian Hentschel mit einem Freistoß aus achtzehn Metern und der Wirkung, dass Veltens Keeper Christian Strehk ordentlich abtauchen musste, um die Kugel um den Pfosten zu lenken, als Erster auf die Liste der nennenswerten Möglichkeiten (9.). In der Folge machte Grün-Weiss schon das Spiel, aber mehr als eine paar laue bis windige Halbchancen sprangen dabei nicht heraus. Velten hingegen kam seltener zu Möglichkeiten, an denen aber auch die Heimtruppe ihre Anteile hatte, wie bei der Kopfballrückgabe von Sebastian Simon auf seinen Keeper im Fünfmeterraum. Dabei übersah er wohl, dass Hugo Paschen schon hinter ihm stand, er diesen überspielte und dazu zwang in aller letzter Not den Ball ins Aus zu befördern (26.). Was den Grün-Weissen ebenfalls sprichwörtlich auf die Füße viel, war der Umstand der Verkomplizierung der eigenen Offensivaktionen. Anstatt mal den Instinkt zu nutzen und Mut zu beweisen, kamen schlussendlich Notabspiele zum Tragen, welche wirklich gute Möglichkeit im positiven Ansatz zunichtemachten. Die Partie schob sich mit zunehmender Dauer immer mehr in die Zerfahrenheit und man wurde irgendwie das Gefühl nicht los, dass die Gäste näher an der Führung waren als der große Staffelfavorit. Der Konter in der 35. Minute, welcher über zwei Stationen bei Robert Schöniger landete und in letzter Not noch der Abschluss verhindert werden konnte, untermauerte diese Hypothese.
Zum Wiederanpfiff herrschte auf Ahrensfelder Seite große Hoffnung auf Besserung, zumal aus den Insiderkreisen der mannschaftsbetreuenden Einheit zu erfahren war, dass die Kopfwäsche in der Kabine wohl sehr intensiv und mit lauter Ansprache untermauert gewesen sein soll. Doch so richtig Wirkung war im weiteren Verlauf nicht zu erkennen. Noch immer fehlten die Ideen, die Leidenschaft und vielleicht auch die Einstellung ein Spiel mal mit grasfressender Lösung zur Entscheidung zu bringen. Velten dementgegen blieb bei seltenen Kontern brandgefährlich. Philipp Männel hatte eine dieser Möglichkeiten, dabei aber auch Pech, dass Ahrensfeldes Torsteher Hugo Paschen zur Stelle war, um das Ganze zu entschärfen (53.). Es wurde aber auch intensiver. Viele Nicklichkeiten in verbaler und körperbetonter „Auslebe“ hemmten weiterhin den erhofften und der Partie eigentlich guttuenden Spielfluss. Letztendlich war es Julian Hentschel, der einen Freistoß, aus gut achtzehn Metern vor der linken Strafraumgrenze, unter die Latte nagelte und somit das 1:0 markierte (57.). Grün-Weiss blieb nun am Drücker und erhöhte in der 62. Minute auf 2:0. Torschütze war Robin Mansfeld, der eine Flanke von Lucas Nico Gurklys von der rechten Strafraumgrundline kommend über die komplette Abwehr per Kopf unhaltbar im Gästekasten unterbrachte. Die Messen schienen nun gesungen. Doch weitgefehlt. Nur 120 Sekunden später lag das Spielgerät im Ahrensfelder Netz. Maximilian Schell bekam ein Zuspiel in die linke Strafraumseite und schoss gar nicht mal scharf, aber platziert und eventuell auch haltbar ins rechte untere Eck. Die Folgeminuten blieben intensiv und auch umkämpft. Und das wohl nicht mehr für möglichgehaltene „Veltener-Jubel-Event“ produzierte wiederum Maximilian Schell, als er an der Strafraumgrenze den Ball völlig frei durchgesteckt bekam und abgezockt zum 2:2 vollendete (76.). Die Schlussviertelstunde wurde dann noch intensiver mit vielen Fouls und daraus folgenden verbalen Auseinandersetzungen. Dabei hatte der junge Referee nicht immer ein glückliches Händchen und stand mehr im Mittelpunkt und dem Unverständnis der Probanden, als ihm lieb sein konnte. Und eines war auch noch augenscheinlich. Beide Vertretungen wollten etwas mitnehmen. Velten wäre wohl mit dem einen Punkt zufrieden gewesen. Ahrensfelde brauchte aber den Dreier und schlug noch einmal eine höhere Schlagzahl an. Der eingewechselte Justin Lauterbach machte dann das, was seine Kollegen bis zu diesem Zeitpunkt vermissen ließen. Er nahm sich die Kugel, setzte zu einem Mini-Solo an und hämmerte den Ball aus sechzehn Metern zum Endstand in die Maschen (87.).
„Natürlich sind wir sehr enttäuscht, wenn man ein 2:0 aufholt und dann nichts mitnimmt. Schlussendlich waren es heute viele kleine Faktoren, die das Spiel beeinflusst haben. Und daran hat auch der junge Schiedsrichter seinen negativen Anteil“, so die Worte von Gäste-Trainer Hendrik Hesse kurz nach Spielende.
„Es ist leider so, dass wir keinen zweiten Manuel Schmiedebach haben, der die Geschicke auf dem Spielfeld genauso leiten kann. Mit diesem Umstand müssen wir leider momentan leben. Deshalb war es heute so wichtig, dass wir gewonnen haben“, war die Antwort von Jürgen Beyer auf die Frage nach dem Ex-Profi seiner Rolle in der Mannschaft und auf dem Platz.
Ahrensfelde: Hugo Paschen – Sebastian Simon (87. Thomas Illig), Nick Meißner, Dominic Gesierich, Julian Hentschel, Blenard Colaki, Steven Knörnschild, Tilo Scheffler (65. Justin Lauterbach), Paul Berger, Robin Mansfeld, Lucas Nico Gurklys
Velten: Christian Strehk – Denis Yves-Pascal France, Kevin Purmann, Salim Abderrahmane, Nino Purmann, Martin Schönhoff, Riwan Lami Karasu, Maximilian Scheel, Robert Schöniger, Oskar Rittner, Philipp Männel (76. Oliver Hintze)
Schiedsrichter: Michel Sieh (Wirkte in seinem Auftreten nicht sehr überzeugend. Definitiv hat die Nutzung des immer noch in diesen Ligen unüblichen Headsets im persönlichen Auftreten keine positiven Effekte erzeugt, weil er damit angreifbarer wirkte. Er ließ sich im ersten Durchgang eine Reaktion auf das Veltener-Zeitspiel-Gehabe von seinen Kollegen aufdrücken, welches in dieser Phase der Begegnung überhaupt noch keine Rolle spielte und sich zusätzlich zu einer völlig unnötigen Baustelle für den jungen Referee entwickelte. Gerade in der Schlussphase wurde es ihm aber auch nicht leicht gemacht.)
SRA: Mathias Hoppe, Chris Wein
Zuschauer: 134 bei bestem Fußballwetter


















































































































