LANDESKLASSE NORD, 23. Spieltag, FSV Fortuna Britz 90 – FSV Schorfheide Joachimsthal 0:8

Vorab möchte ich eine kleine Lanze für die Mannschaft von Fortuna Britz brechen. Dass die Truppe sehr dem rustikalen Fußball verschrieben ist, sollte hinlänglich bekannt sein. Und dass dabei schon das ein oder andere Mal übers Ziel hinaus „operiert“ wurde, auch. Dafür zeigt letztendlich der letzte Platz in der Fairness-Tabelle klare Signale. Was dem manchmal ein wenig abgeht, ist das gelebte Unverständnis auf Fortunen Seite, mit dem Alibi, alles hätte sich gegen sie verschworen. Ein wenig mehr Demut und Eigenreflektion wären sicherlich angebrachter. Doch was die Tagespresse mit der Truppe zurzeit macht, geht aus meiner Sicht zu weit. Da wird in den letzten Wochen das Auftreten des Teams, welches schon eh imagesgeschädigt ist, groß „aufgearbeitet“ und förmlich ans große schwarze Brett genagelt und genauso vor sich hergetrieben. Macht man das? Klares NEIN. Auch hier gehört ein wenig Demut dazu, besonders wenn man Probleme aufdeckt, ohne dabei gewesen zu sein, um sich ein neutrales eigenes Bild zu machen. Mein Rat an beide Parteien: Ball flach halten, Respekt zeigen und vor allem fair bleiben! Danke!

So, nun zum Spielbericht: Orts-Derby war angesagt. Gute sechzehn Kilometer Fahrtweg trennen beide Teams voneinander. Tabellarisch im Zählwerk war die Lücke von einundzwanzig Pünktchen noch etwas höher, als das was der Kilometerzähler hergab. Vom Papier her also eine klare Angelegenheit. Britz, tief im Abstiegsschlammassel, brauchte jeden Zähler und konnte schon ein wenig optimistisch sein, gegen den bis dato Tabellenfünften, der ohne Ambitionen im Aufstiegsrennen unterwegs ist, etwas mitzunehmen. Beide Teams hatten große Personalsorgen und so begann das Spiel schon etwas verhalten. Dabei war ab Minute eins klar, wer hier die Hosen anhatte und schlussendlich den Sieger stellen würde. Als dann Benjamin Ehrlich nach fünf Minuten nach einem Eckball per Kopf zu Stelle war und das 0:1 markierte, war die Sieger-These schon vollends bestätigt. In der Folgezeit blieb das Unterfangen auf beiden Seiten recht blass und man wurde irgendwie das Gefühl nicht los, dass die Gäste mit angezogener Handbremse zu Werke gingen. Zwar gab es ein paar Halbchancen durch Marius Martin Falk und Moritz Fedder, letztendlich waren es aber nur Randnotizen in der Spielberichts-Buchhaltung. Britz hingegen blieb nur die Möglichkeit zu kontern. So versuchte der wieselflinke Marc Seifert mit einem Diagonalball in den gegnerischen Strafraum seinen Kollegen Philipp Tulke zu erreichen, was Gäste-Keeper Fabian Schröder recht zeitig erkannte und per Herauslaufen und Ballwegschlagen zunichtemachte (19.). Mit dem 0:2, erzielt durch Sebastian Temma, schienen die Messen nun schon sehr früh gesungen. Fortuna hatte beim Anspiel auf Temma auf Abseits plädiert, der schlussendlich unhaltbar vorbei an Heim-Torsteher Nick Verbeek einnetzte (25.). Das Spiel schleppte sich nun ein wenig, hatte kaum Höhepunkte und wurde nur selten der Kategorie „Orts-Derby“ gerecht. Die Verletzung von Marc Seifert, welche den medizinischen Dienst, nebenbei erwähnt zum dritten Mal an diesem Herrenspieltag, in die Weberstraße lotste, lähmte die Offensivbemühungen der Hausherren nun noch mehr. Alle drei medizinischen Einsätze, zwei davon im Vorspiel, waren Vorfälle, wie sie nun mal im Fußball passieren und ohne absichtlichen und unfairen Hintergrund. Zur Gesamtsituation der Hausherren passte dann auch der dritte Treffer der Schorfheider. Dieser fiel nämlich in die Rubrik „Eigentor“, bei dem Tim Franken nach einer Flanke von der rechten Seite im Zweikampf die Kugel ins eigene Tor beförderte (42.). Die letzte Aktion der Gäste im ersten Durchgang hatte Sebastian Temma mit einem sehenswerten Geschoß, welches abgefälscht an der Querlatte landete (45.+3).

Zum Wiederanpfiff änderte sich die Szenerie nur wenig. Schorfheide weiter mit qualitativ überlegenem Auftritt und dem „alles im Griff Gefühl“ am Werkeln und Britz, die nun ein wenig griffiger und auch mutiger wirkten. So zog die Partie ein wenig an, was auch den bis dato sehr souverän leitenden Referee Chris Wein auf den Plan holte. Die Reibung der spielenden Zunft mit dem Schiedsrichter nahm zu und erreichte auch zunehmend das Bankpersonal. Auch das 0:4 durch Lasse Volk, der platziert von der linken Strafraumseite den Ball ins lange untere Eck unterbrachte, beruhigte das Personal nicht wirklich. Wein machte aber auch den Fehler, dass er sich in verbale Auseinandersetzungen einließ, dabei nicht sehr souverän wirkte, eher manchmal auch leicht provozierend rüberkam. „Mir gefällt so etwas gar nicht, wenn meine Spieler vom Schiedsrichter provoziert werden“, hatte Fortunas Trainer Oliver Touhsaint nach Spielende zum Besten gegeben und dabei im Ansatz schon recht behalten. Die Partie war längst gelaufen und irgendwie auf den derzeitigen Spielstand als Endresultat eingenordet. Doch dann begannen die 80ziger, bei denen das Gästeteam nochmal richtig Lust versprühte den Ergebnisdienst bzw. Liveticker zu beschäftigen. Vier Buden, erzielt durch Marius Martin Falk (81.) Florian Groß (82.) und Moritz Fedder, der noch zweimal zuschlug und seine Torekonto auf nun mehr 28 Treffer ausbaute (86., 90.), machten das Ganze zum Ende, doch etwas unerwartet, zu einem Heimdebakel.

Natürlich trat Schorfheides Trainer Sven von Pruschak überglücklich ans Diktiergerät und brauchte dann in seiner Spieleranalyse nur wenig Worte. „In der Höhe so nicht erwartet, ich hätte doch etwas mehr Gegenwehr, mehr Kampf vermutet. Ansonsten ein super Auftritt meiner Jungs, sehr souverän heruntergespielt, ich bin sehr zufrieden.“ Sein Britzer Trainerkollege Oliver Touhsaint war schon gestresst, auch enttäuscht und hatte dies in der Spielauswertung kurz nach dem Abpfiff seinen Jungs auch so vermittelt. „Unerfahrenheit, Cleverness vom Gegner, dann kommt so ein Ergebnis zustande. Wir dürfen natürlich im zweiten Durchgang nicht so aufmachen. Zur Halbzeit waren wir uns eigentlich schon einig, dass es sehr schwer werden würde, überhaupt noch etwas zu holen. Naja, das war heute eine sehr junge Truppe, daraus müssen sie lernen. Wir müssen jetzt zusehen, dass wir so viel wie möglich Punkte sammeln. Denn keiner weiß, was in der Endabrechnung zum Klassenerhalt reichen wird.“

Britz: Nick Verbeek – Maxime Gertz, Michel Spitzer, Mattis Preuß, Erik Klein, Darren Kaßner (78. Stefan Schmude), Dwayn Kaßner (71. Paul Halgato-Jung), Jonas Fritzsche, Marc Seifert (32. Julius Hucke), Philipp Tulke, Tim Franken

Joachimsthal: Fabian Schröder – Kilian Haß, Sebastian Temma (77. Paul Ludwig), Nicklas Philip Zameit, Moritz Fedder, Chris Bolle, Kenny Seidel, Lasse Volk, Marius Martin Falk, Benjamin Ehrlich, Florian Groß

Schiedsrichter: Chris Wein (Im ersten Durchgang ein sehr guter und souveräner Leiter. Verlor nach der Halbzeit so ein wenig die Linie im Umgang mit den Spielern. Ein gewisser Grad an Hochmut gehört zum Schiedsrichterleben dazu, dieser sollte aber mit Gefühl und Respekt eingesetzt werden und nicht zum Köcheln für Emotionen, sicherlich auch unbewusst, verwendet werden.)  

SRA: Jan Marks, Dave Christian Karbe

Zuschauer: 99

2 Gedanken zu “LANDESKLASSE NORD, 23. Spieltag, FSV Fortuna Britz 90 – FSV Schorfheide Joachimsthal 0:8

  1. Das einzige was dem Britzer Trainer nach dem Spiel natürlich einfällt ist der SR. Lieber Ingo, ohne Frage spielen die Medien das Thema hoch, aber was sich Britz Woche für Woche erlaubt ist anmaßend, respektlos und unsportlich gegenüber Mitspielern, Gegenspieler und vor allen den Schiedsrichtern. Liebe Britzer, es sind nicht alle gegen euch, ihr versaut euch es nur einfach jedes Spiel aufs Neue!

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    1. Ich kann nur das kommentieren was ich selber sehe und vor allem wahrnehme. In meinem Bericht ist das Statement des Britzer Trainers zum Schiedsrichter zwar rübergekommen, als ob er dies vorrangig sieht. War aber nicht so. Er hat sich im meinem Gespräch mit ihm erst zur Leistung seiner Truppe und zum Spiel geäußert. Im Übrigen kam die Kritik zum SR auch von der Gästeseite.

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