KREISOBERLIGA OHV/BAR, 24. Spieltag, BSV Rot-Weiß Schönow – TuS 1896 Sachsenhausen II 6:2

Es war das Spitzenspiel des Tages in der Kreisoberliga und brachte am Ende in der Leistungsbetrachtung wieder einmal eine Erkenntnis zum Tragen, in der am Ende der Saison leider nur eine Mannschaft aufsteigen darf.

„Liebe Entscheidungsträger im Fußball-Landesverband Brandenburg. Ändert endlich die Aufstiegsregularien und lasst die Meister und Vizes aufsteigen. Dafür müssen zwar mehr Teams absteigen, aber auch dies würde eine Saison wesentlich interessanter und spannender machen.“

Es war gerade für Schönow als Tabellenzweiter eine mentale Prüfung. Die Hand schon an der Meisterschale und in eigener Ausführung, versemmelte die Truppe in der Vorwoche mit der Niederlage in Mildenberg fast alle Aufstiegsträume. Für Sachsenhausen hingegen hätte mit einem Sieg in Schönow schon der Sekt aus dem Kühlschrank geholt werden, um den feststehenden Sprung in die Landesklasse feiern zu können. So war rein motivationstechnisch alles angerichtet. Allein das lautstarke Team-Gebärde kurz vor dem Anpfiff, ließ einen schon erahnen, was die folgenden neunzig Minuten so in der Präsentation haben würden. Das erste Rumpeln mit einem Hauch von Klappern in Form eines intensivgeführten Zweikampfes mit folgendem Foulfreistoß brachte die erste Gästemöglichkeit. Doch die Ausführung verpuffte in Ungenauigkeit. Es war eine intensive Partie, welche Rasse hatte und von Beginn den im Vorfeld angeheizten „Emotions-Tiegel“ immer am Köcheln hielt. Sachsenhausen zeigte besonders in der Anfangsphase mächtig körperliche Präsenz, was den Zweikämpfen zusätzlich noch Schmackes verlieh. Marcus Croonenbrock setzte für seine Rot-Weißen das erste Rauchzeichen in der 9. Minute. Doch sein gut angesetzter Schuss landete abgefälscht zum Eckball im Aus. Sein nächster Versuch kam wieder aus der zweiten Reihe, nachdem die Gästeabwehr kein Mittel fand den Ball im Vorfeld nach einem langen Einwurf für Schönow nutzlos zu machen. Croonenbrock fand diesmal die Lücke und ließ nach dem Netzzappler seine Kollegen einen wahren Jubellauf ansetzen (15.). Für Schönow begann nun die Phase, in der fast alles funktionierte und man sich extrem effizient präsentierte. Denn das 2:0 durch Tobias Münchberg fiel nur zwei Minuten später. Münchberg wurde zum Nutznießer eines abgewehrten Balles, den er aus spitzem Winkel an Gästekeeper Lucas von Einem vorbeischob. Für den TuS war dies schon ein Nackenschlag, doch es kam noch schlimmer. In der 25. Minute krönte Rick Roelofs seine bis dato sehr positiv auffällige Leistung mit dem 3:0. Ein Mini-Solo an der Strafraumgrenze unter den zuschauenden Augen der Gästeabwehr-Fraktion beendete er mit platzierten Schuss, welcher unhaltbar im Kasten einschlug. Der zu Beginn ausgelebten Anfangseuphorie der Sachsenhausener war nun große Nüchternheit gewichen. Schönow wollte noch mehr und hätte bei etwas mehr Kaltschnäuzigkeit auch noch höher führen können. Doch so gut eine Viertelstunde vor dem Halbzeitpfiff fand der TuS zurück in die Partie und kam auch nicht unverdient zum 3:1. Ein Angriff über die linke Seite, den Schönow auch so ein wenig unverrichteter Dinge zuließ, endete mit einer Flanke zu Jochen Malinowski, der per Kopf zur Stelle war und mit seinem Tor die Spannungspule wieder ankurbelte (31.). Das Spiel, nun auf Augenhöhe, blieb weiter intensiv und das zum Teil inbrünstige Zweikampfverhalten war nicht wirklich etwas für Feiglinge. Schlussendlich kam Sachsenhausen noch zu zwei guten Möglichkeiten. Steffen Wnuczeks Eingabe fand mit vorbeirutschenden Kollegen keinen Abnehmer (39.) und der Kopfball von Elias Rosenberg war nicht gefährlich genug (43.).

Die Gäste kamen etwas früher aus der Kabine und zeigten mit dem Wiederanpfiff, dass man nochmal an der Lunte gerochen hatte. Der Lohn folgte auf dem Fuße. Sven Donnerhaak stellte mit dem 3:2 den Anschluss her, nachdem Schönow keine klärenden Mittel fand und die Kugel ihm förmlich auf die Füße fiel. Ohne zögern und platziert abgezogen, brachte er seine Truppe wieder voll ins Spiel zurück (53.). Ein Eckball von der linken Seite auf den kurzen Pfosten schien einstudiert, denn dort hatte sich Jochen Malinowski hochgeschraubt und den Kopfball ans Quergebälk gesetzt (61.). Die Begegnung rutschte nun auf des Messers Schneide hin und her und zwang Schiedsrichter Carlos Ryll immer mehr in Erscheinung zu treten, als ihm und seinen Assistenzkollegen sicherlich lieb war. Denn die hochemotionellen Geräusche in den verbalen Auseinandersetzungen brauchten einen Vermittler, den Ryll zum größten Teil auch auslebte und schon dafür sorgte, dass das Ganze nicht aus den Fugen geriet. Sachsenhausen knabberte so ein wenig weiter am Ausgleich und musste nach einem Konter der Hausherren in der 68. Minute einen nicht unwesentlichen personell bedingten Nackenschlag hinnehmen. Der eingewechselte Christoph Spitze war im Laufduell gefoult worden und zu Fall gekommen. Referee Ryll hatte kurze Rücksprache mit seinem Assistenten gehalten, dann die Angelegenheit als Notbremse festgemacht und Florian Galter als Verursacher vom Platz gestellt. Für Rot-Weiß schien dieser Vorteil nun als Motivationsspritze herzuhalten, denn mit dem Tor zum 4:2 durch Christoph Spitze zog zum Ende der Spielzeit die Effizienz wieder ein. Zwar hatte Sachsenhausen durch Steffen Wnuczek das 3:3 auf den Schlappen, doch sein Schuss nach Flanke im rechten Fünfmeterraum verhungerte förmlich auf dem Wege in die Arme von Schönows Keeper Enrico Müller (70.). Auch der fällige Gästestrafstoß, den der bereits verwarnte Enrico Müller verursachte, brachte im Endresultat nicht den möglichen Ausgleich. Declan Nassar war angetreten und fand in Müller den siegenden Widerpart, der mit guter Parade die Hundertprozentige zu Nichte machte (79.). Die nächste Schönower Möglichkeit brachte das Gästetornetz wieder zum Zappeln. Der ebenfalls eingewechselte Hannes Krüger, fackelte nicht lange, nach dem Rick Roelofs sehenswerte Vorarbeit geleistet hatte (84.). Den Schlusspunkt im qualitativ hochwertigen „Giganten-Treffen“ markierte Steven Hagenah zum 6:2, welcher ganz nebenbei erwähnt, auch einwechselt wurde (90.).

Sachsenhausens Übungsleiter Philipp Holzhauer war nach Spielende schon angefressen, aber nicht nur wegen der Niederlage. „Ich bin schon enttäuscht, darüber wie Schönow mit uns umgegangen ist. Normalerweise trägt Schönow die Heimspiele immer sonntags aus, diesmal aber ausnahmsweise nicht. Wir hatten um Verlegung gebeten, dem ist man aber nicht nachgekommen. Im Hinspiel waren wir aber entgegenkommend, als es um eine Verlegung ging. Zum Spiel bin ich der Meinung, dass das Ergebnis sehr glücklich war. Sechs Torschüsse mit sechs Toren, das zeigt aber schon Qualität und vor allem Effizienz. Die Rote Karte hat uns etwas zurückgeworfen, mich ärgert aber schon, dass der Schönower Keeper, nachdem er den Elfer verursacht hat, nicht auch mit Gelb/Rot vom Platz musste.“

Tobias Robel, der Schönower Verantwortliche, war in seinem Statement sehr zwiegespalten. „Mir hängt immer noch die Niederlage aus der letzten Woche nach. Dies heute war aber die richtige Reaktion. Auf Grund des organisatorischen Geplänkels mit Sachsenhausen waren wir noch mehr motiviert, dies sportlich zu regeln. Es war sehr emotional, gerade was da auch für Worte, zum Teil Beleidigungen, in unsere Richtung gefallen sind, hat mich schon aufgeregt. Wir schauen jetzt mal, was die letzten beiden Spiele noch bringen. Leider haben wir es nicht mehr selber in der Hand.“

Schönow: Enrico Müller – Marcus Croonenbrock (63. Hannes Krüger), Rik Roelofs, Maximilian Bachnick (63. Christoph Spitze), Emurla Musa (89. Steven Hagenah), Dennis Aerts, Tobias Münchberg, Marcel Wlotka (89. Lukas Lang), Peter Erdmann, Paul Paasche (46. Pascal Bettge), Konrad Lüderitz

Sachsenhausen II: Lucas von Einem – Ole Ernst, Benjamin Gliem, Sven Donnerhaak, Jochen Malinowski (77. Florian Heinz), Christian Koch (87. Leo Löwa), Florian Galter, Declan Nassar, Danilo Pressmann, Steffen Wnuczek, Elias Rosenberg

Schiedsrichter: Carlos Ryll (Auch wenn einige Beteiligte dies nicht so gesehen haben, der Schiedsrichter war für diese Partie genau der richtige Leiter. Harmonierte gut mit seinen Assistenten und war in einer phasenweise sehr schwer zu leitenden Begegnung der „Fels in der Brandung“. Die nicht gegebene Ampelkarte an Schönows Keeper Müller trübt seine sehr gute Leistung ein wenig.)

SRA: Roman Brand, Silvio Pralat

Zuschauer: 120

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