Wieder einmal wurden „Welche“ in den Sack gekniffen …

Heimlich, für mich ganz heimlich, hat der Staffelleiter der Landeklasse Nord das getan, womit ich (man) eigentlich rechnen musste, aber irgendwie es nicht wahrhaben wollte. Die Sachlage, nämlich der Rückzug des FC Neuenhagen während der finallaufenden Rückrunde, hat leider den sportlichen Erfolg einiger Teams durch Statuten geregelte Abläufe im Tabellenbild nachteilig durcheinandergeschüttelt. Besonders scharf betrifft es das Rennen um den Aufstieg in die Landesliga zwischen Einheit Zepernick und Victoria Templin. Es wird sicherlich einige Interessierte geben, bei denen aufgrund des hineininterpretierten finanziellen Konstrukts der Zepernicker ein Grinsen und Schadenfreude hervorgerufen wurde, aber genau dies spielt in meiner Interpretation der Sachlage überhaupt keine Rolle. Es geht rein um den sportlichen Aspekt. Mir ist es völlig egal welcher Verein durch Regularien zu Schaden kommt, ob Zepernick, Templin, Traktor Kickebusch oder sonst wer, es geht nur um Fairness im sportlichen Wettbewerb, wo schlussendlich die nackten Ergebnisse zählen. Mit dem Rückzug des FC Neuenhagen, der nebenbei erwähnt, sich selber vor Saisonbeginn zum Zepernicker Jäger erklärt hatte, wurden nun alle Spiele annulliert. Nach meiner Recherche war Templin zweimal ohne Punkte aus den Partien gegen die „Abgemeldeten“ gegangen, Zepernick hingegen einmal siegreich, die zweite Begegnung hätte noch ausgestanden. Wer nun rechnen kann, sieht sofort, wer in „den Sack gekniffen wurde.“ Eines ist aber Fakt: Templin kann rein gar nichts dafür, genauso wie die Einheit aus dem Barnim. Was den Zepernickern auch noch gallig aufstoßen könnte, ist der Nichtantritt der Bötzower in Templin, was den Hausherren noch zusätzliche drei Punkte bescherte und dies auf der berühmten Couch ohne eignes Zutun. Aber auch dafür kann Victoria nichts, rein gar nichts.

An die Nase fassen, so leid es mir tut, müssen sich die Verantwortlichen beim Fußball-Landesverband Brandenburg. Es ist definitiv nicht der erste Fall solch einer „Machart“, welcher zum Handeln gezwungen haben müsste. Nebenbei muss auch erwähnt werden, dass der FC Neuenhagen zum Zeitpunkt der Abmeldung insgesamt drei Herrenteams in Wettbewerben hatte. Logik ist hier das Schlüsselwort. Da wäre doch die sportlich faire Abmeldung der sogenannten Dritten die klare Schlussfolgerung gewesen, das vorhandene Personal eine Klasse höher geschoben und nach Saisonende hätte man dann den freiwilligen Liga-Abschied verkünden können. Egal, die Erste wurde nun abgemeldet und laut den aktuellen Regeln alle Spiele annulliert. Es gibt Landesverbände in unserer Nähe, die in solchen Fällen wie diesen, die restlichen Spiele allen noch aktiven Mannschaften als gewonnen und mit 2:0 gewertet hätten. Ganz einfach, oder?

Die Enttäuschung in Zepernick ist nun groß, wie man in Templin damit umgeht, entzieht sich meiner Kenntnis. Keiner wird aber von den Templinern verlangen oder erwarten, die Geschenke abzulehnen und nun die Beine hochzunehmen. Die Hoffnung der Barnimer beruht nun nur noch darauf, dass Victoria irgendwo Federn lässt, was bei vier Heimspielen in noch sechs zu absolvierenden Partien zwar möglich, aber bei der Stärke der Truppe nicht wirklich zu erwarten ist. Zepernick muss natürlich im Gegenzug seine Hausaufgaben erledigen, was in drei Restbegegnungen schon mal machbar sein sollte. Was den Einheit-Jungs noch mehr faden Beigeschmack vermitteln lassen könnte, ist das Faktum, dass man am letzten Spieltag unverrichteter Dinge zuschauen darf. Spielfrei nennt man das Ganze.

Es ist schon ein Graus, was da in der Landesklasse Nord sportlich gesehen abgeht. Man kann für die Zukunft nur hoffen, dass sich der Landesverband nun wirklich ernsthaft damit auseinandersetzt, seine Lehren daraus zieht und den Regularien endlich mehr Sportlichkeit und Fairness vermittelt. Denn ich bin davon überzeugt, dass solche Vorkommnisse zukünftig immer wieder passieren können. Allein schon, wenn man sieht, wie immer mehr Vereine ums Überleben kämpfen und personelle Probleme bekommen, die dazu führen könnten, ebenfalls Mannschaften im laufenden Spielbetrieb abmelden zu müssen.

Sport Frei!  

2 Gedanken zu “Wieder einmal wurden „Welche“ in den Sack gekniffen …

  1. Der Artikel von Ingo Muhme ist ein Aufschrei, der vom Landesverband aber auch von den Vereinen sehr ernst genommen werden sollte.

    Der Auslöser für die Entwicklung in den Landesklassen in unserem Fußballverband Ist, wie die Corona-Saison fortgesetzt wurde. Die Vereine wurden ohne Winterpause, ohne Zeit für Regeneration und genügende Vorbereitung in eine Fortsetzung gezwungen, die überladen war und immer mehr unter terminlichen Druck kam. In der Landesklasse Nord besonders ausgeprägt. Ich persönlich habe Dutzende Spiele in der LK gesehen (und eigentlich jeden Verein!) und fast kein Verein kaum ohne Sorgen auf den Platz. Der Landesverband mit seinem Spielausschussvorsitzenden Riemer hat die Corona-Zeitzeichen nicht erkannt. Im Gegenteil immer noch eins drauf gesattelt bei der Erweiterung der Staffeln. Ganz anders hat man es in Mecklenburg/Vorpommern gemacht, dort wurden Staffelgrößen reduziert. Anstatt den Druck von den Vereinen zu nehmen, wurde der Spielplan in Gänze durchgesetzt. Ja, man hätte die Hinrunde zu Ende spielen sollen und die Staffeln leistungsmäßig teilen können. So hat man es bei den Juniorenstaffeln der Brandenburgligen gehalten. Ich habe mich an den Landesverband gewandt und wurde dazu natürlich nicht gehört, musste eine Antwort sogar anmahnen. Ich muss allerdings auch mit Nachdruck sagen, die Vereine hätten sich dem Riemer-Druck beugen sollen. Sie hätten gegen diese Fortsetzung der Saison ihr Veto einlegen müssen.

    Man kann gespannt sein, wie der Verband das entstehende finanzielle Problem der Vereine lösen will. Brandenburg ist das Flächenland in Deutschland, dazu durch ÖPNV schlecht erschlossen, jeder kann die Entfernungen von Nord nach Süd sowie von Ost nach West leicht ermessen. Da entstehen gewaltige Transportkosten in der Zukunft.

    Keine Staffel darf 14 Vereine im Landesbereich übersteigen. In der DDR-Oberliga hatte jeder Verein pro Saison so 26 Spiele zu absolvieren. Kann man sich überhaupt eine einteilige Brandenburgliga leisten? Von den quantitativ aufgeblähten Juniorenliga gar nicht zu reden. Es ist einiges schief im Fußballhaus Brandenburg. Man sollte schnell reagieren, um weiteren Schaden abzuwenden. Ein Öltanker hat wohl einen Bremsweg von mehreren Kilometer. Und wieviel Jahre der Landesverband? Verbandstag ist wohl im Herbst.

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