
Bernau stand an diesem Wochenende ganz unter der Marke des Hussitenfestes. Doch mit dem letzten Heimauftritt der TSG Einheit Bernau hatte sich ebenfalls eine Bernauer Marke aufgemacht, in diesem Falle fußballerisch, in Erscheinung zu treten. Publikumstechnisch schien dies nicht gänzlich gelungen zu sein, aber was die Aktiven der Einheit und deren Kontrahenten aus Altlüdersdorf anboten, war schon sehr ansehnlich und zwischenzeitlich auch sehr spannende Fußballkost.
Die Partie begann sehr intensiv mit einer Bernauer Truppe, welche spielerisch und vor allem auch kämpferisch in die Angebotsvorlage ging. Der erste halbwegs ordentliche Angriff der Heimtruppe offenbarte klar und deutlich, dass Altlüdersdorf mental noch gar nicht die Kabine verlassen hatte und in der letzten Abwehrreihe die Kompromissfreudigkeit im Zweikampfverhalten sehr lapidar gehalten wurde. Tom Stedtler konnte sich über die linke Seite kommend mit vielen Freiheiten Richtung Gästekasten bewegen, per Flachschuss abschließen und im Anschluss feiern lassen, weil der Ball, für ihn zum Glück, abgefälscht im Netz zappelte. Letztendlich wurde dann Kelvin Adomah folgerichtig als Eigentorschütze im Spielformular erwähnt (3.). Nicht mal sechzig Sekunden später lag schon der Ausgleich in der Luft. Die Chance nach einem langen Ball auf den wieselflinken Niclas-Florian Junge, der dann im persönlichen Duell mit Einheit Keeper Steve Jarling den Kürzeren zog, hätte schon in die Kategorie der fast hundertprozentigen Möglichkeiten gehört. Aber auch Einheit blieb torgefährlich und hatte vor allem die Spielkontrolle auf die eigene Seite gezogen. „Wie haben heute schon gegen einen sehr starken Gegner gespielt. Ab der zehnten Minute hat die abgeklärtere Mannschaft etwas mehr Kontrolle bekommen, da hat sich dann doch die Routine der Gäste ausgezahlt“, hatte Einheit-Coach Nico Thomaschewski den Wandel in den Kräfteverhältnissen erklärt. Denn Altlüdersdorf schien in der Folgezeit die anfängliche Schläfrigkeit überwunden zu haben. Es blieb weiterhin intensiv und spannend. Der Schauplatz zwischen den Strafräumen wurde mehr und mehr zur Kampfarena ohne gebotene Möglichkeiten spielerische Qualitäten in die Waagschale zu werfen. Wenn es dann mal schnell ging und sich Räume boten, bekam das fußballerische Element ein ordentliches Gütezeichen. Chancen gab es auf beiden Seiten, Junge mit seiner zweiten Schussmöglichkeit blieb in den Bernauen Beinen hängen (9.), Viacheslav Veybert im Gegenzug per flachem Geschoß knapp am Kasten vorbei (11.). In der 16. Minute waren die Gäste wieder kurz vor dem Ausgleichsjubel. Dabei zeigte sich Heim-Torsteher Steve Jarling nicht gänzlich auf der Hut, als er sich beim Rauslaufen verschätzte, um den Heber von Kevin Künzer zu unterbinden. Bedanken konnte sich Jarling schlussendlich bei seinen Kollegen, die die Kugel noch rechtzeitig aus der Gefahrenzone entfernten. Wacher zeigte sich Jarling nur wenig Sekunden später, als er wieder Künzer vor sich hatte und diesmal per Großtat den Einschlag verhindern konnte. Es blieb weiterhin enge, große Auszeiten konnte sich niemand leisten. Altlüdersdorf drängelte schon ein wenig, offenbarte aber irgendwie das gleiche Problem wie das der Bernauer – nämlich die Effizienz. Den Höhepunkt im „Chancen auslassen“ hatte aber Bernaus Frederick Fiebig für sich gebucht. Vollkommen blank, nach flacher Eingabe von der rechten Seite, nagelte er den Ball kläglich neben das Tor (27.). Für immer auffälliger werdenden Gäste kam es in der 35. Minute nun ganz dicke. Denn mit dem 2:0 durch Tom Stedtler bog die Partie so ein wenig Richtung Heimsieg ab. Stedtler wurde Nutznießer einer abgewehrten Ecke, bei der er den Ball direkt und unhaltbar in die Maschen jagte. Doch damit nicht genug. Paul Peschke markierte den dritten Heimtreffer nach einem langen Einwurf unter der großen Mithilfe zuschauender Gäste, als er ohne Gegenwehr aus Nahdistanz einnetzen konnte (39.).
Dem Braten, dass Altlüdersdorf zum zweiten Durchgang nun dem Sommerfußball frönen und die Niederlage einfach so hinnehmen würde, wurde um die fünfzigste Minute jeglicher Geschmack genommen. Denn der Doppelschlag zum 3:2 ließ das Einheit-Kartenhaus mächtig wanken. Paul Radom hatte einen „Softball mit Hebewirkung“ abgesetzt und Steve Jarling überwunden (50.). Süleyman Gül war danach von der Strafraumgrenze mit platziertem Geschoß erfolgreich, nachdem die Einheit-Abwehrriege nicht den griffigsten Eindruck hinterlassen hatte (52.). Das Pendel zeigte nun eindeutig Richtung Ausgleich. Doch dagegen hatte Viacheslav Veybert die passende Bernauer Antwort gefunden. Ein Kampfgelage um das Spielgerät kurz vor der Gästestrafraumgrenze endete mit einem Pass auf den Torschützen, der mit viel Freiraum nicht lange fackelte und unhaltbar einlochte (60.). Es blieb weiterhin intensiv, mit mehr Möglichkeiten für das Team aus der Oberhavel. Doch die Partie hatte Kraft gekostet, was sich auch in der nachlassenden Power der Abschlüsse widerspiegelte, die den Torleuten kaum noch Probleme bereiteten. Schlussendlich blieb es beim Heimsieg „Der Effektiveren“.
„Das Spiel hätte auch 9:9 ausgehen können“, brachte Thomaschewski in seine Analyse zum Ausdruck und war trotzdem stolz auf seine Jungs. „Wir haben keine Heimniederlage, Platz 3 ist sicher, darüber kann man sich wirklich freuen.“ Dass der Trainer über die Saison gesehen nicht gänzlich zufrieden sein konnte, zeigte seine Statistik zu den ausgelassen Großchancen, dem großen Mangel seiner Truppe. „Vor der Partie hatte ich achtzig Hundertprozentige gezählt, die wir liegenlassen haben. Wenn wir davon nur zehn Prozent versenkt hätten, wären vier, fünf Punkte mehr auf der Habenseite, dann wären wir oben mit dabei gewesen. Man muss aber auch ehrlich sein, dass wir in einigen Partien viel Glück hatten.“
Bernau: Steve Jarling – Julian Graf, Paul Peschke, Fritz Söllner, Timm Gromelski (77. Richard Böttcher), Frederick Fiebig (66. Florian Klose), Tom Stedtler (66. Alexander Röber), Fabian Buzdayev (66. Mario Farruku), Tom Schneider, Felix Glöckner, Viacheslav Veybert (66. Sam-Rene Bartz)
Altlüdersdorf: Paul Mundstock – Ricky Schneider, Kelvin Adomah, Patrik Zilahi, Süleyman Gül (85. Jonas Hirchert), Dennis Krebs (62. Damir Zuvela), Calin Muntean (46. Maximilian Peter Schmidt), Sascha Hergst (77. Sven Marten), Niclas-Florian Junge, Kevin Künzer, Paul Radom
Schiedsrichter: Fabio Stemmler (In einer sehr intensiven und im Grundsatz fairen Partie wartete der Referee mit einer sehr soliden und guten Leistung auf. Dabei ließ er, auch zur Freude beider Teams, viel laufen, machte aber manchmal den Fehler bei Vergehen den zu erwartenden Pfiff zu spät zu setzen. Noch zeitnaher zu unterbrechen, hätte ihm die ein oder andere aufkommende Diskussionsrunde erspart.)
SRA: Justin Weigt, Martin Herrmann
Zuschauer: 72

















































































































