KREISPOKAL OHV/BAR, 3. Runde, FV Preussen Eberswalde II – BSV Rot-Weiß Schönow 2:3

„Beim Pokal geht es nur um das Weiterkommen und nicht um das wie“, hatte am Vorabend nach der sehr durchwachsenen Landespokal-Partie zwischen Zepernick und Templin, ein Berliner Trainer, welcher auch im Barnim einige Jahre tätig war, in den Raum geworfen. Dass dieser Spruch auch auf die Partie der Eberswalder Preussen-Reserve im Duell mit dem Spitzenreiter der Kreisoberliga, Rot-Weiß Schönow, passen würde, war zu diesem Zeitpunkt nicht zu erahnen. Dabei konnte man im Vorfeld schon gespannt sein, wie der vermeintliche Favorit als Gast auf dem doch recht schmalen Kunstrasengeläuf im Westend-Stadion klarkommen würde.

Die Anfangsminuten waren abtastend gestaltet und vor allem von den Gästen auch so benötigt, um mit den platztechnischen Gegebenheiten in Einklang zu kommen. Doch das funktionierte nicht, denn die engmaschige Abwehr des Kreisligisten ließ so gut wie gar nichts zu. Obwohl Rik Roelofs nach vierzig Sekunden seinen ersten Abschluss setzte, welcher klar im Toraus landete, wurde die Folgezeit zum Rot-Weißen Stückwerk. Preussen hingegen war bei Kontern sehr gefährlich. Das praktizierte Muster, mit öffnenden Diagonalbällen und flinkem Personal, bereitete den Gästen schon einiges an Kopfzerbrechen. „Das war auch unser Plan, sicher zu stehen und schnell das Mittelfeld zu überbrücken. Ich denke, dies ist auch ganz gut aufgegangen“, erklärte Preussens Spielertrainer Sebastian Schmidt in seiner Spielanalyse die eigene Marschroute. Doch mit der Sicherheit in seinen Abwehrreihen war es in der Realität dann doch nicht so sattelfest bestellt. Denn wenn Schönow im Vorwärtsgang die Leinen anzog, zeigte sich das Defensivpersonal stark unsortiert, ohne richtige Zuordnung und Kontrolle. Allein Roelofs wäre bei mehr Zielstrebigkeit ein Kandidat gewesen, die nächste Pokalrunde frühzeitig festzuzurren. „Rein technisch gesehen, war das heute gar nichts. Verstehen tue ich das nicht, weil die Trainingseinheiten unter der Woche sehr gut waren. Wir haben viele einfache Fehler gemacht. Schlechte Ballannahmen, ungenaue Anspiele und unnötig verlorene Zweikämpfe, damit haben wir uns heute hier das Leben selber schwer gemacht“, war der Eindruck von Gäste-Coach Hendrik Brösel, der im Übrigen nur über das nackte Weiterkommen erfreut war. Und damit traf er den Nagel komplett auf dem Kopf. Die Niederbarnimer hatten Probleme, kamen einfach nicht in die Partie. Enrico Müller, der Gäste-Keeper, musste sich in der 9. Minute schon strecken und verhinderte mit sehenswerter Parade den möglichen Rückstand. Dabei hatten seine Mitstreiter Glück, dass Magomed Gayrbekov den eigenen Abschluss suchte und nicht dem besser postierten Nebenmann auflegte (9.). Richtig schmerzhaft, vor allem moralisch, wurde es für die Gäste in der 14. Minute. Denn dort rollte der nächste Konter. Gayrbekov brauchte zwar zwei Versuche, weil Müller den ersten abwehren konnte, dann aber beim Nachschuss ohne Abwehrmöglichkeit blieb. Die Aufgabe erreichte in der Folge den „Mamut-Status“. Doch irgendwie brauchte Schönow diesen Umstand, um den Schalter zum Einstieg in die Begegnung zu finden. So vergingen nur vier Minuten, bis der Ausgleich hergestellt wurde. Wieder schlampte die Preussen-Reserve im ganzen Abwehrverhalten. Ein Heber über den eigenen Kopf mit dem Rücken zum Tor landete bei Marcel Wlotzka, der schlussendlich keine Mühe hatte, die Kugel aus acht Metern über die Linie zu drücken. Die nun folgende Phase brachte den Gästen zwar eine höhere Ballbesitzquote, doch die zu erwartenden Machtverhältnisse konnten nicht hergestellt werden. Im engen Mittelfeld wurde kein Zentimeter preisgegeben, intensiv gekämpft, ohne aber unfair rumzuwerkeln. Schönow kam zwar zu Halbchancen, richtig gefährlich wurde es aber nur selten. So passte das Eigentor von Jonas Wolff nach einem Schönower Eckball irgendwie zur Partie und auch zum Auftritt des vermeintlichen Favoriten (26.). Doch das Gefühl, das Spiel ergebnistechnisch gedreht zu haben, machte die Schönower Riege nicht besser. Ein seltener sehenswerter Gästeangriff, der über mehrere Stationen bei Rik Roelofs landete, hätte zum 1:3 führen müssen. Doch Roelofs versagten die Nerven, als er vollkommen blank die Kugel von der Strafraumgrenze schon recht kläglich über den Kasten drosch (33.). Die Nackenschläge für Rot-Weiß flauten nicht ab. Schon gar nicht mit dem Ausgleich, dem einer dieser Eberswalder Tempovorstöße vorausgegangen war. Fadi Kammaz bekam am Ende des Konters den Ball mit kurzem Anspiel aufgelegt, welchen er sehenswert ins linke untere Eck weiterleitete (36.).

„Wir haben dann zum Wiederanpfiff in der Abwehr etwas umgestellt, um mehr Zugriff bei den Kontern zu bekommen“, begründete Brösel die nun bessere Stabilität im Defensivgefüge. Denn von den schnellen Preussen-Jungs war im zweiten Durchgang im Zusammenhang mit den langen Bällen nichts mehr zu sehen. Der eingewechselte Stefan Schulz bereitete mit einem Heber in den Lauf von Rik Roelofs die nächste Möglichkeit vor. Doch der Schütze hatte dann Pech, dass ein Fuß der heimischen Abwehr noch dazwischen gelangte (53.). Es blieb intensiv, ohne aber rassig zu werden. Stückwerk und Zerfahrenheit bestimmten weitestgehend die Gemengelage. Der Jubel, den Rik Roelofs mit der erneuten Gästeführung erzeugte, zeigte schon einen Hauch von Erlösung. Beim Eckball von der linken Seite auf den kurzen Pfosten war Roelofs mit viel Wucht und dem Kopf zur Stelle und machte den Abschluss dadurch unhaltbar (67.). Das Spiel und auch der Auftritt der Schönower blieb weiterhin sehr durchwachsen. Das 2:4 wäre aber durchaus möglich gewesen, wenn der eingewechselte Konrad Lüderitz aussichtsreich mehr Schmackes in den Schuss gelegt hätte. Schlussendlich schlenzte er die Kugel Richtung Tor und gab damit Heimkeeper Felix Weber die Möglichkeit, den Ball über die Latte zu lenken (87.).

„Wir haben dann auch, so ehrlich muss man sein, konditionell abgebaut und konnten kaum noch etwas hinzusetzen“, sah der Heimtrainer die Gründe für das fehlende Aufbäumen in der Schlussphase. „Der Sieg für Schönow geht so weit in Ordnung. In unserer Liga wollen wir uns oberen Drittel festsetzen. Mal schauen, was darüber hinaus noch geht“, wagte Schmidt schon mal einen Blick in die Zukunft. Sein Gegenüber, Hendrik Brösel, hatte dann in seiner Analyse auch noch was Positives gefunden und blickte dabei auch auf den kommenden Liga-Spieltag. „Was mich freut hat, dass wir heute zwei Tore aus Eckbällen erzielt haben. Dies ist uns ja ewig nicht gelungen. Trotzdem ärgert mich der Auftritt heute sehr. Kommende Woche kommt die Konkurrenz aus Leegebruch zu uns. Darauf freuen wir uns sehr. Ich gehe davon aus, dass wir dort ein anderes Gesicht zeigen werden.“      

Eberswalde II: Felix Weber – Henrik Maerz, Maik Wendland, Abdalmhymn Kablawi, Hannes Zucknick, Fadi Kammaz, Dyako Dana Jabar, Magomed Gayrbekov, Sebastian Schmidt, Jonas Wolff, Niklas Bauschke

Schönow: Enrico Müller – Marcus Croonenbrock, Lukas Lang (46. Pascal Bettge), Eric Schneider, Rik Roelofs, Hannes Krüger, Christoph Spitze (84. Konrad Lüderitz), Steven Hagenah (46. Stefan Schulz), Marcel Wlotzka (90. Tim-Lucas Plepp), Max Gronski, Caspar Finn Rehder (57. Tobias Münchberg)

Schiedsrichter: Florian Hübner (Der Schiedsrichter machte seine Sache gut, genau wie seine Kollegen an der Seite. Entgegen kam ihm definitiv, dass beide Vertretungen recht fair miteinander umgingen und ihm auch den einen oder anderen Fehler verziehen. Hervorragend die Verwarnung an Spielertrainer Sebastian Schmidt, der zwar wegen eines Handspieles den gelben Karton sah, im Nachgang aber eine klare Ansage bekam, das ständige Reklamieren zu unterlassen (30.). Von Schmidt war ab diesem Zeitpunkt nichts mehr zu hören, was der Begegnung und der Leitung des Referees sichtbar guttat.)

SRA: Jens Roden, Sven Roden

Zuschauer: 64

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