LANDESLIGA NORD, 5. Spieltag, FSV Bernau – Fortuna Babelsberg 0:3

„Selbstverständnis, gepaart mit Effizienz schlägt Leidenschaft“. So oder so ähnlich hätte die Überschrift in einer der regionalen Tagesgazetten lauten können. Für den Brandenburgliga-Absteiger war diese Partie das zweite Aufeinandertreffen in der laufenden Spielzeit mit dem bis dato und auch aktuellen Tabellenführer aus Babelsberg. In der ersten Runde des Landespokals hatte sich der FSV auswärts eine klare Niederlage (4:0) abgeholt, welche sich nun im Meisterschaftsmodus irgendwie wiederholte. Dennis Aerts, einer der vielen Neuzugänge bei den Hussitenstädtern, hatte sich für eine Spielanalyse bereiterklärt, denn sein Trainer Tassilo Bahn war leider nicht mehr greifbar. „Das war heute schon eine sichtbare Steigerung gegenüber der Pokalbegegnung. Da haben wir gar keinen Stich gesehen. Es reicht aber einfach noch nicht. Wir sind hier so viele Neuzugänge, das muss sich erst einmal finden. Es wird aber wöchentlich besser. Wir wachsen immer mehr zusammen, jeder ackert für den anderen. Ich denke aber, die Hinrunde wird das noch brauchen, bin aber guter Dinge, dass wir das schaffen“, zog der Ex-Schönower Bilanz und blickte schon ein wenig hoffnungsvoll in die Zukunft.

Dass die Partie kein qualitativer Zungenschnalzer werden würde, war mit dem Anpfiff klar. Der Rasen nass und tief, Dauerregen und eine Heimelf, die sich sehr kämpferisch und leidenschaftlich präsentierte. „Bernau hatte sich gut vorbereitet und ist mit drei Spitzen angelaufen. Für uns bedeutete dies, dass wir mit langen Bällen operieren und auf Schönspielerei verzichten mussten“, war die Erklärung von Gäste-Coach David Sommer über die anfangsweise etwas destruktive und sehr einfach gestrickte Offensiv-Spielweise. Doch die langen Bälle kamen nur selten an. Der FSV im Gegenzug mit „Grasfresser“ Philipp Pönisch als Galionsfigur bekam zunehmend mehr Spielanteile, schaffte es aber viel zu selten, diese in Zwingendes umzumünzen. Zwei lapidare Halbchancen standen auf der FSV-Habenseite nach gut einer Viertelstunde, für die Gäste konnte zu diesem Zeitpunkt nur ein Querstrich im Zählwerk verzeichnet werden. Trotzdem war das Spiel sehr kurzweilig und aufgrund der hohen Zweikampfquote auch recht ansehnlich. Ein gravierender und sehr einfacher Ballverlust im Vorwärtsgang der Hausherren zeigte dann die große Effizienz des Tabellenführers. Timo Schöning erlief den trudelnden Ball und überlupfte dann FSV-Torsteher Kevin Pelzer, um dann in der Fortuna-Jubeltraube zu verschwinden (22.). Als dann Andreas Plaue in der 27. Minute die Partie schon früh auf Auswärts-Dreier drehte, war die Ernüchterung auf der Heimseite schon sehr groß. Wieder wurde ein Mangel, diesmal ein Stellungsfehler nach einem Gästeabschlag zum Ball verlängernden Gegenspieler, bestraft. Den folgenden Konter über die rechte Seite schloss der Torschütze flach schießend mit dem Einschlag im linken unteren Eck ab. Bernau brauchte schon ein paar Minuten der Verdauung, besann sich aber wieder auf die eigens auferlegte Hausmannskost, dem Kampfmodus. Fortuna legte in der Folge weiter sporadisch kleine Brandherde mit Schüssen aus der zweiten Reihe. Doch ein Treffer bis zum Pausentee wollte nicht mehr gelingen. Für den FSV markierte Philipp Pönisch in der 29. Minute die erste nennenswerte Möglichkeit, als im Strafraum trocken abzog, aber Pech hatte, dass die Kugel abgefälscht ins Aus ging. Den Abschluss des ersten Durchganges bildete ein Heimangriff über die rechte Seite. Marcos Terzopulos-Koutsoubas hatte sich sehenswert bis zur Grundlinie durch getankt und flach in den Strafraum gepasst. Paul Schulze war am kurzen Pfosten vielversprechend der Adressat, doch mehr als ein Verstolpern kam schlussendlich nicht heraus (44.).        

Zum Wiederanpfiff dann das gleiche Bild. Pönisch und seine Kollegen mit Hingabe unterwegs, doch zum Aufwand passte weiterhin nicht der Ertrag. Babelsberg hingegen spulte souverän im Stile eines Spitzenreiters seine Agenda herunter und ließ kaum etwas zu. Die sechzig Minuten Spielzeit waren überschritten, da zeigten sich bei den Hausherren die ersten Spuren des Abnutzungskampfes. Mit zunehmender Dauer rückte nun Fortuna von seiner Konter-Strategie ab und übernahm immer mehr die Spielkontrolle. Es entwickelten sich indessen auch Möglichkeiten mit spielerischem Aufzug. Doch es dauerte bis in die Nachspielzeit, ehe sich dann ein standesgemäßes Endergebnis auf der Anzeigetafel widerspiegelte. Ein Eckball von der linken Seite wurde in den Rückraum zu Dennis Weber gespielt. Er hatte alle Zeit der Welt und auch die passende Freiheit zum Genießen, um aus zwanzig Metern unhaltbar einzunetzen (90.+2). „Träumt ihr denn alle“, war lautstark vom frustrierten FSV-Torwart Kevin Pelzer zu hören. Eine Reaktion darauf bekam er nicht.

Auf die Frage nach den Aufstiegsambitionen hatte dann Gäste-Trainer David Sommer im Nachgespräch folgende Antwort. „Der Verein stellt sich gerade neu auf und trennt sich von alten Strukturen. Wir stehen jetzt ganz oben und wollen dort natürlich auch bleiben. Das alles aber ohne Druck. Es wird niemand traurig und uns böse sein, wenn wir das nicht schaffen. Der Verein hat einen klaren Plan, wo wir dann in zwei, drei Jahren darüber sprechen.“     

Bernau: Kevin Pelzer – Nick Pfeifer, Paul Schulze, Dennis Aerts, Philipp Pönisch, Ahmed Aitaleb, Marcos Terzopulos-Koutsoubas (85. Janne Medenwald), Tassilo Mahnke, Pascal Uerkvitz (88. Waly Ngom), Ardi Veseli (57. Justin Aerts), Jonas Melzer

Babelsberg: Björn Heck – Dwayne Bensch, Enis Wendland (86. John Lukas Schmidt), Georg Müller, Dennis Weber, Jan Lindner, Andreas Plaue (61. Tim Dethloff), Timo Schöning, Maximilian Lehe, Jonas Harwart (76. Niclas Donatz), Jonas Scharffenberg

Schiedsrichter: Chris Strehmann (War in dieser zeitweisen hart umkämpften Partie ein guter Leiter. Nutzte gerade im zweiten Durchgang die ein oder andere klare Ansage, welche auch Gehör fand, und ersparte sich damit den erzieherischen Griff in die Brusttasche. Der rutschige Boden war für einige Spieler natürlich eine Einladung, Zweikämpfe im Tackling zu führen. Hier wurde zu viel laufen gelassen, anstatt eine kleinlichere Linie zu fahren. In einigen Situationen wurden die Grenzen mit zum Teil offener Sohle überschritten und blieben leider ungeahndet.)

SRA: Florian Lukawski, Norbert Koch

Zuschauer: 75

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