LANDESKLASSE NORD, 3. Spieltag, SG Müncheberg – FSV Fortuna Britz 90 3:4

„Abstiegskampf oder Abstiegskrampf?“, war die entscheidende Frage vor der Partie. Und diese konnte man schon getrost zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison stellen. Denn Fortuna Britz spielt gefühlt schon seit vielen Jahren in der Landesklasse gegen den Abstieg und wird nach eigener Aussage wieder mit diesem Umstand leben müssen. Müncheberg hingegen, wechselte zu dieser Saison gezwungenermaßen von der Ost- in die Nordstaffel und muss sich nach Aussage vom pausierenden Hannes Goldbaum mit dieser Situation erst „anfreunden“. „Wir wussten schon vor der Saison, dass es in der Nordstaffel eine sehr schwere Spielzeit werden würde. Den Kampf müssen wir nun annehmen. Ich denke, jeder sollte sich jetzt an die eigene Nase fassen, da müssen wir durch“, so das Statement von Goldbaum, der den doch sehr angefressen wirkenden Trainer „k.A.“ zur Spielanalyse vertrat.

Die Partie, welche vom 3. Spieltag nachgeholt wurde, begann irgendwie kurios. Fortuna im Vorwärtsgang schnürte die Heimelf ganze fünf Minuten im eigenen Strafraum ein. Müncheberg präsentierte sich in dieser Phase desolat und vollkommen überfordert. Glücklich konnte man sich dabei schätzen, als David Whajah in der 3. Minute sehr frei zum Abschluss kam und die Kugel kläglich über den Kasten semmelte. Die SG überstand das eigene Durcheinander schadlos und fand mit zunehmender Dauer immer besser in die Begegnung. Das erste Rauchzeichen setzte Tim Sowinski per Flankenlauf und folgender Flanke, welche noch in der vielbeinigen Gäste-Abwehr hängenblieb (6.). Sowinski wurde mit zunehmender Dauer auch der Aktivposten in der Heim-Offensiv-Abteilung. Auf der anderen Seite stieg Fortunas Routinier Manuel Müller zum Anführer der Abwehrschlacht empor, in die Britz nun immer mehr hineinrutschte. Schlussendlich war es aber das erwartete Duell im Tabellenkeller. Beide Vertretungen agierten sehr fehlerbehaftet. Schlecht getimte und ungenaue Anspiele, Mängel in der Ballannahme und unnötig verlorene Zweikämpfe bestimmten die Szenerie auf beiden Seiten. Doch von Teilen dieser Defizite konnte sich Müncheberg so nach gut zwanzig Minuten befreien. „Das war in dieser Saison unser schlechtester Auftritt, besonders im ersten Durchgang“, hatte Britz Übungsleiter Enrico Jürgens die Spielweise seiner Jungs moniert und damit die Angelegenheit sehr realistisch bewertet. Die Ausbeute der erwähnenswerten Möglichkeiten für die Hausherren nahm immer mehr zu. Erst verlor Sowinski das Kopfball-Duell gegen Müller (18.), dann war es Robert Schlecht, der nach sehenswerter Doppelpass-Vorarbeit die Kugel Richtung Britzer Kasten schlenzte und knapp das Spielgerät über die Querlatte bugsierte (23.). Sowinski hatte auch die nächste sehr gute Chance nach einer Flanke von der linken Seite, verstolperte aber den Abschluss (25.). Müncheberg drängelte und scheiterte am eigenen Unvermögen. Besonders Sowinski konnte einem schon leidtun, der als kleinen Höhepunkt seines Chancen-Verdrusses in der 35. Minute einen abgewehrten Ball aussichtsreich an die Latte setzte. Fortuna war offensiv völlig abgetaucht und konnte schlussendlich froh sein, mit einem torlosen Remis in die Halbzeit gekommen zu sein.

Enrico Jürgens kam früh aus der Kabine und wollte wohl damit ein Zeichen an seine Jungs senden. Doch von diesem Signal kam sichtbar nichts an. Die Szenerie änderte sich kaum. Die SG weiter am Drücker, aber immer noch am Werkeln für einen Torerfolg. Mit dem erlösenden 1:0, erzielt durch Jonas-Karl Gersdorf, begannen zehn Minuten, die es in sich hatten. Gersdorf, der nach einem Tohuwabohu in der Gästezuordnung am Fünfer reichlich Freiheiten bekam, nutze die ihm gewährte Zeit den Ball zurechtzulegen und unhaltbar einzunetzen (50.). Keine sechzig Sekunden später fiel der Ausgleich. Manuel Müller hatte weit eingeworfen und über eine Zwischenstation einen Flankenball organisiert. Am Fünfer stieg Marc Seifert dann am höchsten und brachte per Kopf das Spielgerät im Netz unter. Britz, die bis dato gar nichts auf den Platz bekamen, waren plötzlich wieder im Spiel. In der 53. Minute dann aber die erneute Müncheberger Führung. Tim Sowinski war per Konter über die linke Seite gestartet und bediente seinen Kollegen Moritz Schulze mustergültig, der dann flach vollendete. Doch damit nicht genug. Der Doppelschlag durch das Britzer Sturmtalent Philipp Tulke brachte die Gäste nun in Front. Beide Male gewann der Torschütze nach feinem Anspiel seine Laufduelle und ließ im Anschluss Heimkeeper Sebastian Schulze keine Möglichkeit zur Abwehr (56., 57.). Den Abschluss dieses zehnminütigen Tor-Spektakels setzte wiederum die SG. Dabei war ein schneller Angriff die Ursache des Torerfolges, welchen Kai Deutschmann platziert mit einem Schuss durch die Hosenträger von Fortunas Torsteher Kevin Wilkesmann untermauerte (60.). In der Folge flaute die Partie etwas ab. Müncheberg blieb weiter aber am Drücker, ließ aber nun die gezeigte Zielstrebigkeit wieder vermissen. Die Barnimer Truppe verteidigte mit viel Leidenschaft und oft auch mit Risiko. Dabei wurde immer wieder versucht, für Entlastung zu sorgen. Eine dieser Lufthol-Übungen brachte die etwas unerwartete Führung. Ein schneller Vorstoß über die rechte Außenbahn mit folgender Flanke in den Strafraum breitete den Auswärtssieg vor. Dort verlängerte Marc Seifert den Ball unhaltbar in die Gästemaschen. Müncheberg wollte sich nicht geschlagen geben. Doch schlussendlich fehlten die Ideen, wahrscheinlich auch die Kraft. Britz verteidigte routiniert und nahm somit die Zeit von der Uhr, die ihnen die erhofften drei Punkte bescherte.

„Wir brauchten diesen Sieg und wir wollten ihn unbedingt. Es hat funktioniert, das war heute das Wichtigste. Spielerisch war das gar nichts, mit der Moral bin ich aber absolut zufrieden“, so das kurze Statement von Enrico Jürgen nach dem Abpfiff.  

Müncheberg: Sebastian Schulz – Robert Schlecht (76. Justin Steinbrück), Tim Olschewski (76. Eric Lindemann), Nico Helm (66. Philip Pfahl), Markus Felker, Tim Sowinski (83. Tom Koslowski), Kai Deutschmann, Jonas-Karl Gersdorf, Moritz Schulze (83. Frederick Alexander Falk), Tobias Reiche, Emil Anthes

Britz: Kevin Wilkesmann – Michel Spitzer, Lucas Gersdorf, David Whajah (75. Aron Herb), Marc Seifert, Philipp Tulke, Paul Halgato-Jung, Lukas Schneider (88. Kevin Müller), Maxime Gertz (66. Frank Ploen), Manuel Müller, Tim Marvin Mengel

Schiedsrichter: Chris Wein (In einer phasenweise recht rustikal geführten Begegnung war der Schiedsrichter ein guter Leiter. Gerade die Zweikampfführung der Gäste war sehr auf Kante gestrickt, aber nicht unfair gelebt. Diese forderte dem Referee volle Konzentration und Augenmerk ab. Die Aufgabe löste er, trotz aufkommender Kritik, mit gut dosierter Abwägung und Feingefühl den Regeln entsprechend.)

SRA: Mathias Hoppe, Dean Müller

Zuschauer: 99

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