Wenn man in der Landesklasse Nord überhaupt noch von Spitzenspielen sprechen kann, dann gehörte das Gastspiel der noch verlustpunktfreien Zepernicker in Wriezen dazu. Die ganze Liga hofft, nebenbei erwähnt, innig darauf, dass der Geral-Truppe endlich mal ein Bein gestellt werden könnte. Nun muss aber zum wiederholten Male der Lichtblick, der Optimismus oder auch die Aussicht darauf um eine weitere Woche vertagt werden. Kommenden Samstag kommt Gramzow nach Zepernick, und wieder könnte es eine Partie mit Spitzenwert werden.

Die sanierte, eigentlich neue Sportanlage der Blau-Weissen präsentierte sich als Schmuckstück, mit einem kleinen Mangel, dass der Rasen sich noch in der Schonung und Wachstumsphase befindet und damit nicht bespielbar war. Laut Aussage des sportlichen Leiters der Hausherren, Christian Wegner, wird es noch eine Weile dauern dürfen, bis der Ball das erste Mal mit dem neuen Geläuf Kontakt aufnehmen kann. Deshalb musste der kleine Kunstrasen den Rahmen vor guter Kulisse für die Begegnung erzeugen, was für die Heim-Truppe sicherlich ein Vorteil war. „Wir wollten defensiv kompakt stehen und mit Nadelstichen Zeichen setzen. Ich denke, dies ist uns ganz gut gelungen“, hatte Wriezens Übungsleiter Kilian Karpe die Marschroute im Nachgespräch preisgegeben und den Gästen damit von Minute eins die Geduldsprobe auferlegt. Dabei stockte den Wrieznern schon nach sechzig Sekunden der Atem, als Philip Opitz aus dem linken Halbfeld in den Gästestrafraum flankte und die Flugbahn immer länger wurde. Dies brachte Keeper Daniel Meinert schon in eine kleine Verlegenheit, denn er musste einige Male nachfassen, um das Spielgerät letztendlich ins Aus zu lenken. Aber auch Zepernick wurde zum Durchatmen gezwungen. Ein Eckball von der linken Seite kam gut getimt im Strafraum an, wo sich Christian Kamp am höchsten schraubte und den Ball mit der Stirn an das rechte Lattenkreuz nagelte (9.). In der 16. Minute waren dann mal die Gäste sehenswert über rechts unterwegs. Ein Pass in den Rückraum verwertete Lesley Park mit strammem Geschoss, jedoch mit breitgefächerter Peilung, dem Resultat der klaren Zielverfehlung. Die Begegnung war intensiv, hatte Rasse und Leidenschaft, von denen qualitätsbedingt die Hausherren einiges mehr in die Waagschale werfen mussten. Die nächste Möglichkeit hatte wiederum Opitz, der von Max Gerhard sehenswert in Schussposition gebracht wurde. Aber auch bei ihm waren die Töppen scheinbar noch nicht richtig geschnürt (18.). Einheit schraubte zunehmend die Ballbesitz-Prozente jenseits der fünfundsiebzig Marke, wirkte aber in vielen Phasen zu verschleppend. Viele Stationen, per One-Touch abgespult, brachten selten den erhofften Raumgewinn, was den Wrieznern das Verteidigen schon erleichterte. Es wurde aber auch eine Begegnung des Spitzenreiters, der, wenn es mal schnell und schnörkellos wurde, die wirklich guten Chancen versiebte. Lukas Grabarek, der Scorer der Einheit mit zehn Treffern, gehörte dazu, wie in der 19. Minute, als er aussichtsreich den Ball knapp neben das Tor setzte. Im Gegenzug probierte es Nick Hildenhagen für seine Blau-Weissen, aber auch sein Geschoss aus achtzehn Metern landete im Aus. Der lange Atem, der den Gästen entgegen hauchte, hatte weiter Bestand. Das Spiel war immens spannend, weil sich keiner eine Auszeit nehmen konnte und auch wollte. Kevin Maek, der Antreiber des Tabellenführers, machte den Unterschied aus. Er schaffte es zwar seine Kollegen einzusetzen, aber die Ertragsgröße, in Form von gefährlichen Abschlüssen, blieb unter den eigenen Erwartungen. Wriezen hingegen blieb weiter defensiv stabil, musste sich aber auch eingestehen, dass es mit den Vorgaben des Trainers zum Nadelstechen immer seltener wurde. Schlussendlich wurde der erste Durchgang zur Nullnummer, weil auch Max Gerhard, einmal aus spitzem Winkel ans Außennetz (38.) und mit einem Freistoß aus achtzehn Metern, das Tor-Glück versagt blieb. Aber auch Luca Grabarek ließ noch etwas liegen, als er einschussbereit von der gemeinsam agierenden Heimabwehr am Vollenden gehindert wurde (45.).
Die Zermürbungstaktik der Gäste, wenn so beabsichtigt, und der Abnutzungskampf der Hausherren setzte sich nahtlos fort. „Wir haben zur Halbzeit etwas umgestellt, um mehr Griffigkeit im Vorwärtsgang zu erzeugen“, erklärte Lucio Geral den nun spürbar geradlinigeren Auftritt seiner Jungs. Der Ball rollte noch keine einhundertzwanzig Sekunden, da wurde das Tor des Tages erzielt. Ein Konter über die linke Seite, den Luca Grabarek mit einer etwas verunglückten flachen Eingabe abschloss, wurde durch Paul Mann ins eigene Netz befördert. Dass einem ein Eigentorschütze immer leidtun kann, ist das eine. Noch mehr zu bemitleiden war aber Blau-Weiss-Keeper Daniel Meinert, der dreimal im Vorfeld lautstark seine Vorderleute aufgefordert hatte, den Ball für ihn zur Aufnahme laufen zu lassen. Schlussendlich war er machtlos und auch verständlich mächtig sauer. Noch ärgerlicher war der Umstand, dass sich im Umkreis von zehn Metern kein einziger Zepernicker aufhielt. Einheit beflügelte der Treffer. Und es begann die intensive Zeit des Chancenauslassens. In vorderster Front, dann schon mit Kopfschütteln seiner Kollegen, agierte Luca Grabarek. Er scheiterte dreimal am sehr gut aufgelegten und besten Wriezener Daniel Meinert und auch an sich selbst. Denn gerade das Auslassen der Möglichkeit in der 80. Minute, als er frei vor Meinert auftauchte und den Ball am Tor vorbeischlenzte, konnte man schon kläglich bezeichnen. So mutierte die Quote der sehr guten Gäste-Möglichkeiten ohne Torerzielung auf insgesamt acht bis zehn, in der sich auch Mannschaftskapitän Ümit Ejder und auch Max Gerhard als unzuverlässige Verwerter einreihten. Wriezen hingegen lebte noch, aber nur sporadisch, mit wenigen Halbchancen. Als die Kräfte dann auf beiden Seiten nachließen und die Uhr schon am offiziellen Spielende kratzte, bekam Blau-Weiss noch einmal Oberwasser. Dies langte aber nicht mehr dazu, um der Einheit wenigstens noch einen Punkt abzuknöpfen.
Kilian Karpe schien dann schon etwas enttäuscht in seiner Analyse nach Spielende. „Wir hatten unsere Chancen, besonders in der ersten Halbzeit, genauso wie Zepernick seine Möglichkeiten hatte. Schlussendlich passt es dann zum Spiel, welches durch so ein Tor entschieden wird. Zumal der Treffer völlig unnötig war. Für den Jungen ist das natürlich ärgerlich, aber in ein, zwei Wochen ist das wieder vergessen. Am Ende bleibt die Erkenntnis: Gute Leistung, aber keine Punkte.“ In Lucio Gerals Statement spielte ein Mangel schon eine große Rolle. „Allein aufgrund der vielen hundertprozentigen Möglichkeiten ist der Sieg hochverdient. Man muss sich allerdings fragen, warum wir so viel liegenlassen haben. Fehlt uns die Spannung oder ist man zu aufgeregt? Am Ende wurde es zwar noch einmal ein wenig zitterig, aber auch die Phase haben wir gut über die Zeit gebracht. Letzte Woche haben wir zehn Tore geschossen, heute hat für uns der Gegner einen reingelegt. Trotzdem haben wir hier verdient gewonnen.“
Wriezen: Daniel Meinert – Dustin Schumann, Paul Mann, Benno Haferbecker, Paul Stiehm, Nick Hildenhagen, Niclas Peter Buch, Christian Kamp, Toni Scholz, Friedrich Tänzer, Henning Stiehm
Zepernick: Dennis Tietz – Kevin Maek, Vicent Lipp, Lesley Park, Philip Opitz, Luca Grabarek, Max Gerhard, Victor John, Ümit Ejder, Dustin Warmbrunn (46. Marinko Becke), Marvin Caetano (46. Tom Bittner)
Schiedsrichter: Michael Bergander (War sehr kommunikativ unterwegs, was gut ankam und seine sehr solide Leistung abrundete. Beim fälligen Strafstoß für Zepernick, Kamp hatte Bittner ohne Ballberührung nach flacher Eingabe im Fünfer klar am Fuß getroffen und zu Fall gebracht, blieb die Pfeife leider stumm (85.).)
SRA: Maurice Schmidt, Lothar Damrow
Zuschauer: 200






















































































































Gramzow wird sich deinen Bericht gründlich durchlesen. Ob es hilft? Gramzow wie seine Uckermark-Verfolger sind im Neuaufbau. Zepernick im Moment zu clever für sie und alle anderen. Aber Serien haben ihren Reiz darin, dass sie alle mal brechen… Weiter viel Spaß beim Berichten. Gruß J.K.
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Vielen Dank Jürgen für Deinen Kommentar. Ich persönlich gehe nicht davon aus, dass Zepernick verlustpunktfrei durch die Liga marschieren wird. Den Aufstieg wird ihnen wohl aber niemand streitig machen können. Ich wünsche auch Dir weiterhin Spaß in der ehrenamtlichen Berichterstattung vom lokalen Fußballgeschehen.
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